Handgemacht: Konzert von Old Folks -Klassiker ohne Schnickschnack

Eingetragen am

Bild: Simon Stadler, Donau-Post

Die drei besangen Eindrücke aus Sicht eines Kneipen-Musikanten: Die Gäste beschäftigen sich mit Schalke 04 oder Franz-Josef Strauß, jeder redet, keiner hört zu, „Hauptsach’, ma sauft ned alloa“. Der Refrain geht so: „Sing uns dei Liad, he, du Musikant, sing uns dei Liad heid afnacht ! Mia wart’n draf, dassd’ a Gaudi machst, mia ham scho lang nimmer g’lacht !“

Es war ein Streifzug durch den Folk, zu dem die Gruppe am Samstag einlud. „Das ist die Musik aus meiner Jugend“, sagte Kultur-in-Wörth-Chef Johann Festner, mit diesen Stücken sei er aufgewachsen, deshalb sei das heute „schon ein besonderes Highlight“. Das kann man so stehen lassen. Zu sehen, oder vielmehr zu hören war im Bürgersaal eine bemerkenswerte Symbiose: Drei herausragende Einzelmusiker aus unterschiedlichen Richtungen ergänzten sich, verschmolzen. Da war zum einen Hans „Yankee“ Meier an der Gitarre, der als Musiker, Komponist und Dozent tätig ist und aus der Jazz-Richtung kommt. Da war Sepp Frank am Akkordeon, er entstammt dem Folk- und Chanson-Genre. Und dann war da noch Wolfgang Berger am Kontrabass, der als Bassist in diversen Gruppen aktiv ist. Es war eine interessante Mischung, ein interessantes Aufeinandertreffen, solistische Elemente kontrastierten mit dreistimmigem Gesang.

Und all das kam ohne Schnickschnack aus, ohne Hilfsmittel, ohne Drumherum. „Old Folks“ spielen, wie man heute zu sagen pflegt, unplugged, nur akustisch also, „zu 100 Prozent handgemacht“, so steht es auf der Homepage. Es ist eine sehr ehrliche Art des Musizierens, auch eine sehr ursprüngliche. Der große Bob Dylan spielte anfangs zum Beispiel nur unplugged, als er 1965 beim Folk-Festival in Newport dann doch zur E-Gitarre griff, waren einige seiner Anhänger richtiggehend bestürzt.

Sozialkritischer Song

Apropos Dylan: Mit dem Nobelpreisträger eröffneten „Old Folks“ das facettenreiche Programm, wobei Sepp Frank augenzwinkernd anmerkte, dass er sich die Auszeichnung „sofort, auf der Stelle gekrallt“ und keineswegs so lange abgewartet hätte. Im Programm hatten die Künstler außerdem das Stück „San Francisco Bay Blues“ von Jesse Fuller oder „So Long, Marianne“ von Leonard Cohen, ein „ganz schönes Liebeslied“, wie Frank meinte. Das Trio präsentierte darüber hinaus den sozialkritischen Song „Sixteen Tons“. Wie Meier erzählte, hatte er mal eine Schallplatte von Freddie Quinn, auf der das Stück „Sie Hieß Mary Ann“ enthalten war. Im Original stammt dieses Lied von Merle Travis, es handelt von der Schufterei in US-amerikanischen Kohleminen.

„Wir reden viel über Ärzte“

Vertreten war überdies der Singer-Songwriter Jim Croce. Sepp Frank erzählte in diesem Zusammenhang von seiner Zeit in Amerika, wo er mit der Quetschn in Lokalen auftrat. Damals, 1973, seien Croces Lieder im Autoradio rauf und runter gelaufen. Der Musiker, der im Alter von 30 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, sei ein „richtiges Brackl“ gewesen, erinnerte sich Frank: „Eigentlich erstaunlich, dass der so gefühlvolle Balladen gemacht hat.“ Eine dieser Balladen, „Alabama Rain“, trug das Trio mit sanfter Stimme vor, ein Hauch von Melancholie schwang mit.

Deutlich schneller und schwungvoller kam der Klassiker „Midnight Special“ von der Band „Creedence Clearwater Revival“ daher, die Zuhörer im restlos besetzten Bürgersaal klatschten mit, sangen mit, wippten mit den Füßen, geizten nicht mit Applaus. Bei vielen wurden Erinnerungen an die Sechziger- und Siebzigerjahre wach.

Im zweiten Teil war das Stück „House Of The Rising Sun“ von den „Animals“ dabei, oder „Fire“ von Bruce Springsteen. Ein originelles Arrangement von „Honky Tonk Woman“ von den „Rolling Stones“ (Anmoderation: „Vom Jaaga Mich und seine Stoana Buam“) ließ aufhorchen. Passend zum 20. Todestag von John Denver verabschiedete sich das Trio mit dem Klassiker „Leaving On A Jet Plane“. Ihr Konzert würzten die Musiker mit reichlich Humor und einem Schuss Selbstironie. Man gehöre schön langsam natürlich zum älteren Semester, „wir reden viel über Ärzte und Arzttermine und so“, erzählte Frank schmunzelnd. Doch neulich habe er den Reinhard Mey gesehen, der sei jetzt 74 Jahre alt und habe drei Stunden auf der Bühne durchgehalten – ohne einen Schluck zu trinken, staunte Meier. Dass Mey ohne Getränk ausgekommen sei, liege wahrscheinlich daran, „dass er kein Bayer ist“.

Unter dem Strich war es ein gelungener Abend – mit Sicherheit. „Angst muss heute keiner haben“, scherzte Festner, im Publikum saßen nämlich hochrangige Polizisten. Bürgermeister Anton Rothfischer hatte die Dienststellenleiter des Landkreises eingeladen, vor dem Konzert hatte man gemeinsam mit den Musikern eine Wildsau verspeist. Das Konzert verfolgten die Beamten dann sichtlich angetan.

[Simon Stadler, Donau-Post]

Zurück