1. Wörther Mundartfestival

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1. Wörther Mundartfestival

Lebenserfahrung im Dialekt wiedergegeben

Sehr gute Stimmung herrschte am Samstagabend im Schlosskeller beim ersten Wörther Mundartfestival: Die vier Beiträge der sehr unterschiedlichen Interpreten stellten eine gelungene Mischung dar. Immerhin rund 170 Besucher fast aller Altersstufen wollten sich die erste Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Kultur in Wörth" nach der Sommerpause nicht entgehen lassen. [...]

Den Anfang des über vierstündigen, sehr kurzweiligen Programms machte paradoxer Weise das Duo "Letzte Bestellung" aus Regensburg. Thomas Pielmeier und Christian Veith gaben sich mal bluesig und jazzig, mal rockig und bayerisch. Gleich zu Beginn verunsicherten sie ihr Publikum mit einem Lied, in dem es hieß: "Ja, wos machts denn Ihr do, habts Ihr denn nichts besseres vor. Habts Ihr denn kein Internet, dann kennats Ihr jetzt chaten." Zwei akustische Gitarren, Mandoline und Mundharmonika waren zu hören. Das Duo bot ausschließlich Selbstgestricktes. In ihren meist sehr ernsten Beiträgen klang auch viel Frust an. Der Alltag steht meist im Mittelpunkt, so im Lied "Ab heit wird gefastet". In einem anderen Song heißt es: “Wir leben in einer Welt, in der allgemein Qualität produziert wird. Aber wenn man wos kafft ot, dann ist es zunächst amol hi. Wenn man dann reklamiert, heißt es: Des gibt´s net." 

Tiger Willi aus Steinbach beim Wörthsee, Landkreis Starnberg, präsentierte sich als musikalisches Raubein, das gerne gegen Konventionen verstößt und provoziert. Seine teils sexistisch anmutenden Texte kamen bei den meisten Besuchern gut an. [...] Eine ganze Reihe von Tiger Willis an diesem Abend vorgetragenen Liedtexten, die auf der CD "“Papageil" aus dem ahr 2006 wiedergegeben sind, kann man im Internet nachlesen:www.tigerwilli.de. Bei manchen Liedern überwog der parodistische Zug, so wurde unter anderem der Paloma-Schlager aufs Korn genommen. Einen Ausflug nach Pasing nahm der Liedermacher zum Anlass um über eine parfümierte “Dancing-Queen" und deren Vorzüge zu singen. Das einfache Gitarrenspiel von Tiger Willi bereicherte der Bandleader von “Schorsch & de Bagasch" mit teils raffinierten Gitarrenklängen. Während Tiger Willi ekstatisch das Gesicht verzog, saß der begleitende Schorsch mit eiserner Miene eine Stunde lang daneben.

Den Nerv des Publikums traf Ali Stadler, Liedermacher aus Wiesent, der wieder einmal voll überzeugen konnte. “[...] Im Gegensatz zu Tiger Willi liegt Stadler jede Provokation ern. Er orientiert sich an anerkanntem Liedgut und Wohlklang und hat eine starke lyrische Ader. Auch bei ihm gibt es häufig Bezüge zum Alltag. So befasst er sich mit unkritischem Fernsehkonsum, dem Schicksal einer Wiesenter Bäckerei, die in seinem Leben eine Rolle spielte, und mit der Bierzeltseeligkeit. Bei letzterem vertauschte der Wiesenter Multiinstrumentalist an diesem Abend die Gitarre mit einer Miniziehharmonika. In seinem Lied “genetischer Tango" plädiert Stadler dafür, die Welt so zu achten, wie sie der Schöpfer geschaffen hat. Der überaus große Applaus ­ - Stadler musste gleich zwei Zugaben geben - verdeutlichte, das man auch als alleinauftretender Liedermacher großen Erfolg haben kann.

Ein breiter Sound spielt dagegen bei der Gruppe “Schorsch & de Bagasch" eine wichtige Rolle. Der Münchner Bandleader ­ [...]­ verfasst allein die Texte, auch die Musik tammt von ihm. Mit seinen Kollegen Thomas Bittner (Schlagzeug), Dominik Schindlbeck (Bass), Ferdl Eichner (Mundharmonika) und Klaus Benz (Klavier und Orgel) hat der Gitarrist und Sänger dem Rhythm & Blues verschrieben. Die usik fährt einem sofort in die Glieder. “Mit dem Blues überlebt man esser", lautet die Devise von Schorsch. Seine Methode beschreibt der sehr abgeklärte Münchner folgender Maßen: “Die Texte klaub ich mir auf der Straße zusammen oder sie kommen direkt aus dem Hirn." Themen sind zum Beispiel,ass es zwischen Mann und Frau nicht richtig klappt und dass das Leben sehr hart sein kann.

[Text: Soller - Donau-Post; Bild 1 u. 4: Soller - Donau-Post; Bild 2 u. 3 Sibylle Schreiner)

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