150 Jahre 1864er Schützen

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In 150 Jahren sammelt sich viel an. Protokollbücher, Bilder und andere Zeugnisse erzählen vom einstigen Leben, von den Verhältnissen und von Erlebnissen in der Vergangenheit. Die Schützengesellschaft „1864“, die am 15. November ihr Jubiläum mit Gottesdienst und Festabend feiern wird, zählt zu diesen Gesellschaften mit langer Tradition. Schützenmeisterin Sandy Höfl und „K.i.W.“-Organisator Hans Festner blätterten am Freitag im Bürgerhaus einmal in den Aufzeichnungen. Geschichte, Geschichten und Anekdoten waren die Themen bei dieser informativen Begegnung im Bürgerhaus, die vor allem auch das Gespräch und Erinnerungen an unvergessliche Momente bereicherte.

Schützenscheiben und Gewehre, Standarten und Chroniken fanden Aufmerksamkeit und Interessen der Gäste, unter denen sich auch Martin Brucker, Schützenmeister der Sektion „Walhalla“, und Bürgermeister Anton Rothfischer befanden, der mehrmals auf alten Fotos abgebildet war und sich wie alle anderen Besucher einer Erkenntnis wohl nicht entziehen konnte: Wie doch die Zeit vergeht. Entwicklung ist ein ständiger Prozess, auch bei „1864“ und bei der „Gilde“, die sich längst angenähert haben, seit Jahren eine intakte Sportgemeinschaft bilden und sich mit vereinten Kräften um die Erhaltung des Brauchtums bemühen.

Hans Festner ging bei seinem Vortrag, den Marion Weikl (Flöte) und Sven Ochsenbauer (Klavier) musikalisch begleiteten, weit zurück. Der Referent, der [...] gleich vorweg Walter Groß für die Hilfe bei der Übersetzung alter Schriften dankte, eröffnete seine Nachbetrachtungen mit dem Jahr 1139, als die ersten Bruderschaften in Gymnich mit dem erklärten Auftrag gegründet wurden, Hab und Gut, Familie und Kirche zu schützen. Das Bekenntnis zum Christentum war damals wohl eine Voraussetzung für die Aufnahme in diesen Organisationen. Die älteste Gemeinschaft in Wörth und im Landkreis Regensburg ist nach Darstellung von Hans Festner die „Gilde“, die seit 1961 das Prädikat „fürstlich privilegiert“ tragen dürfe.

Streit mit Bürgermeister

Nicht lange Bestand hatten die „Tell“-Schützen, die offenbar nach internen Konflikten bei „1864“ entstanden, Anfang der 50-er Jahre aber wieder von der Bildfläche verschwanden. Zu erheblichen Differenzen kam es auch 1925. Die Auseinandersetzung mit Bürgermeister Horkheimer um das Vereinslokal Jagenlauf bewog Schützenmeister Brandl jedenfalls nicht nur zum Rücktritt, sondern auch gleich zum Vereinsaustritt.

In Bayern und in Niedersachsen waren die Schützenvereine sehr stark vertreten, die sich 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten mit dem System weitgehend arrangiert und Juden aus ihren Gesellschaften ausgeschlossen hätten. In Wörth aber gab es auch Zeichen des Protestes, das so ungefährlich nicht gewesen ist. Auf einer Seite in den alten Dokumenten ist der Gruß „Heil Hitler“ verändert worden. Der Name des Führers wurde mit einer Bemerkung durchgestrichen: Entfällt! „Der hat sich was getraut“, urteilte Hans Festner mit dem Hinweis, dass die Alliierten erst 1950 die Reaktivierung der Schützenvereine zugelassen hatten. In der DDR blieben sie weiterhin verboten.

Keine Frauen

Am 6. Dezember 1864 schlug die Geburtsstunde des Vereins. Die Gründung am Nikolaustag veranlasste den Chronisten Ludwig Schindler zur Herstellung einer himmlischen Verbindung. „Im Auftrag des heiligen Petrus“, so steht es geschrieben, „soll der heilige Nikolaus tätig geworden sein . . .!“

Weit weltlicher waren die Statuten, wonach nicht mehr als 20 „gebildete und selbstständige“ Herren „die gesellige Unterhaltung durch Schießen mit Zimmerbüchsen“ genießen sollen. Frauen wurden ausdrücklich ausgeschlossen. Erst 1986 verabschiedete sich die Gesellschaft unter Schützenmeister Peter Bucher von diesem Grundsatz. Eine Entscheidung, die nicht bei allen Schützenbrüdern Zustimmung und Verständnis fand. Verantwortung in den ersten Jahren trug Schützenmeister Müller, Oberförster beim Fürstlichen Haus Thurn und Taxis.

Ein Deutscher Meister

Station beim Streifzug durch die Jahrzehnte machte Hans Festner auch bei ganz besonderen Ereignissen. Geschichte geschrieben haben die Feiertage zum 100. Geburtstag 1964, das große Fest 1994 und die Teilnahme am Auszug zum Oktoberfest in München, ebenso der Empfang für Karl Scheglmann, 1966 Deutscher Meister im Luftgewehrwettbewerb, und der Starfighter-Flug von Otto Scheglmann über Wörth.

Höhen und Tiefen, ruhige und unruhige Zeiten ziehen sich wie ein roter Faden bis zur Gegenwart der Zimmerbüchsenschützen, die eine ganze Reihe von Hürden gemeistert haben. Eine kritische Situation liegt nicht so lange zurück. 1999 konnte das Ehrenamt des Schützenmeisters lange nicht besetzt werden. Erst mit Peter von Lieven kehrt die Kontinuität zurück.

Durch beispielgebendes Engagement haben sich nach der Bewertung von Sandy Höfl in der Vergangenheit zahlreiche Mitglieder ausgezeichnet, die bei der Erfüllung der Pflichten aktiv mitgewirkt haben und bis heute das Leben im Verein mitgestalten. Ihnen und den Freunden der „Gilde“, mit denen seit dem Jahr 2000 eine enge Partnerschaft besteht, fühlt sich die Schützenmeisterin zu Dank und Anerkennung verpflichtet.

[Sepp Raith, Donau-Post]

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