Alles neu machte der Brand

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Die Voraussetzungen für den ersten Wörther Marktbrand waren geradezu ideal. Am windigen 29. Mai 1841, nach wochenlanger Trockenheit, brach das Feuer aus und breitete sich rasend schnell aus. Der Wind wehte von Osten her, sodass das Feuer über die Lerchenhaube wanderte und auch den Nachbarort Wiesent bedrohte. Löschversuche blieben erfolglos. Die Einwohner schafften es nicht, viel von ihrer Habe aus den brennenden Häusern zu retten.Im Gegensatz zu anderen Bränden wurde laut Fuchs keine bayernweite Sammlung für den Wiederaufbau genehmigt. In den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts habe König Ludwig I. diese Sammlungen verboten, da ein „Zusammenhang zwischen Bränden und Spenden“ bemerkt worden sei – je größer die Spendenbereitschaft, desto häufiger brachen Feuer aus. Allerdings bezahlte die Brandversicherung 93 000 der rund 220 000 Gulden Schaden.Der Wiederaufbau sei recht schnell vorwärtsgegangen, sagte Fuchs. Bereits im Herbs seien die meisten Häuser überdacht gewesen. Außerdem nutzten die Wörther die Gelegenheit zur Modernisierung. Die Ludwigstraße in ihrer heutigen Form wurde nach dem Brand 1841 errichtet.Am 12. April 1892 brach in der Brauerei Hartung der zweite Wörther Marktbrand aus. Das Feuer zerstörte 28 Wohnhäuser westlich und östlich des Schlossbergs. Der Schaden lag bei rund 400 000 Reichsmark. Diesmal wurde eine Sammlung genehmigt, die 87 000 Mark einbrachte. Die zerstörten Häuser wurden wieder aufgebaut, die Straßenzüge blieben in ihrer Form im Wesentlichen erhalten.Ein „Feuerring“ aus Stroh- und SchindeldächernDer zweite Wörther Marktbrand ist laut Fuchs insofern interessant, dass dabei vor allem diejenigen Gebäude niederbrannten, die 1841 überstanden hatten. Der Grund dafür: Diese Häuser waren noch mit feuergefährlichen Holzschindeln gedeckt. Stroh- und Schindeldächer kamen zu dieser Zeit fast nur noch in den ärmeren Regionen Bayerns vor. So erklärt sich auch der von Fuchs so bezeichnete „bayerische Feuerring“, der im vom Frankenwald über das Fichtelgebirge und den Bayerischen Wald bis in die Alpen führt. In den ländlichen Gebieten häuften sich Brandfälle, bei denen jeweils mehr als 25 Gebäude zum Opfer fielen.In der Nähe von Regensburg sei es besonders der östliche Landkreis gewesen, der häufig mit Bränden zu kämpfen hatte. Allerdings habe die Nähe Regensburgs dafür gesorgt, dass schnell und viel für den Wiederaufbau gespendet wurde. „Die Bürger fühlten sich dem Umland solidarisch“, erklärte Fuchs.Beim Wiederaufbau niedergebrannter Orte versuchte der Staat, durch Vorschriften für Modernisierung zu sorgen und so künftige Brände zu vermeiden. Nicht immer ließen sich die Vorschriften mit der Wirklichkeit vereinbaren. Beispielsweise hätten die Einwohner von Falkenstein eine Sondergenehmigung erhalten, Fundamente aus Lehm statt Zement zu errichten, „weil dort kein Sand zu bekommen war“.Brandsicher wieder aufbauenEine Möglichkeit, beim Wiederaufbau für Brandsicherheit zu sorgen, zeige sich in der Maxstraße in Donaustauf und der Ludwigstraße in Wörth. Statt die Häuser wie bisher üblich mit dem Giebel zur Straßenseite zu bauen, wurden sie längs zur Straße errichtet. So konnte sich kein brennendes Material zwischen den Hausdächern sammeln. Außerdem sorgten erhöhte Brandmauern zwischen den Häusern für zusätzliche Sicherheit. Donaustauf gehöre zu den Orten, in denen der Staat nach dem Brand versucht habe, das Ortsbild und die Straßenführung zu modernisieren.Am 4. März 1880 war über die Hälfte des Markts durch ein Feuer zerstört worden, darunter die Sommerresidenz der Familie Thurn und Taxis. Die bereits erwähnte Maxstraße wurde beim Wiederaufbau völlig neu errichtet. Ein Hilfskomitee sammelte rund 223 000 Mark. Bereits am Tag nach dem Brand hätten die Einwohner mit dem Wiederaufbau begonnen, sagte Fuchs. Anders als in solchen Fällen üblich kam es zu keiner Materialknappheit. Denn der Bezirkshauptmann, der auch das Hilfskomitee leitete, kaufte Baumaterial von außerhalb ein und organisierte den Transport mit der Bahn.Eine Folge der Brände im 19. Jahrhundert war das Entstehen von Feuerwehren. Dabei hätten sich die ursprünglichen Pflichtfeuerwehren als wenig erfolgreich herausgestellt, sagte Fuchs. Denn deren Mitglieder seien als Ortsansässige meist selbst vom Brand betroffen gewesen und hätten vor allem versucht, ihren eigenen Besitz zu retten. Erst, wenn die Einwohner der Nachbarorte zum Löschen kamen, sei man des Brandes in der Regel Herr geworden. Ab den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts entstanden in Bayern die freiwilligen Feuerwehren, die noch heute existieren.Opferzahlen sind nicht bekanntWie viele Personen bei den Bränden in Wörth umgekommen sind, lässt sich laut Fuchs nicht sagen. Er gehe von einer bis zwei Personen aus. Wenn bei einem Marktbrand jemand gestorben sei, dann meist nicht direkt wegen des Feuers, sondern durch einstürzende Gebäude. Tatsächlich sei das Risiko bei den Bergungsarbeiten am größten gewesen. Tiere, vor allem Kleinvieh, seien unter den Brandopfern wesentlich zahlreicher gewesen.

[Text: Donau-Post, Eibl; Foto: Johann Festner]

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