Als Wörth noch ein Marktflecken war - ausverkauft
Eingetragen am
Josef Schindler erzählte aus seiner Kindheit und sorgte damit im Gasthof Geier für einen restlos ausverkauften Saal.
Den Wörthern ist Sepp Schindler ein alter Bekannter. Erstens ist er in der Gemeinde aufgewachsen, zweitens hat er 2009 im Rahmen der Kulturwochen "Eine kleine Stadt liest" mit seinen humorvollen Texten die Besucher begeistert. "Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, wie die gesamte Aktion der Lesewochen überhaupt", erklärte Johann Festner. Karl Dietl, ein Schulfreund des Schriftstellers, stimmte die Gäste mit seinem Akkordeon auf die Lesung ein und begleitete den sehr unterhaltsamen Vortrag des ehemaligen Wörther Bauernbuben.
"Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als Wörth zur Stadt erhoben wurde", berichtete der Chronist. "Als Bub habe ich bereits gemerkt, dass das Wort ,Erhebung' etwas in Richtung Überheblichkeit bedeuten kann, denn viele Leute spotteten ,Wörth eine Stadt?, dass ich nicht lache, das ist doch nur ein Marktflecken', Betonung auf Flecken, bekam ich die Kommentare mit", erinnerte sich der Schriftsteller bei seiner Vorlesung.
Aber er hat damals gleich historische Recherche durchgeführt. "Rom ist auf sieben Hügeln erbaut, Wörth, den Sauberg einbezogen, auch", fand er heraus und argumentierte dementsprechend. "Dass ich außerdem feststellen musste, in der Taxisstraße, in der ich wohnte, gab es sieben Bauernhöfe und dementsprechend auch sieben Misthaufen, habe ich nicht weitererzählt", schmunzelte Sepp Schindler zum Beispiel sehr zum Vergnügen der Zuhörer.
Teils nachdenklich beschrieb er seine kindlichen naiven Wünsche an Gott und verstand den Bogen der Erzählungen aus der Nachkriegszeit der 50er und 60er Jahre und dem damaligen ländlichen Leben lebhaft amüsant zu gestalten. "Zunächst war es meine Absicht, das Erlebte für meine drei Söhne festzuhalten. Nichts ist erfunden", erklärte der Autor, der inzwischen als beliebter Zeitzeuge mehrere Einladungen zu Auftritten verzeichnen kann.
"Meine Erinnerungen sind gemischt. Auf dem elterlichen Hof gab es für mich und meinen Bruder viel Arbeit, die Internatszeit im Knabenseminar in Straubing war durch eine gewisse Strenge nicht leicht, aber überwiegend tragen mich gute Erinnerungen", blickte Sepp Schindler zurück.
Die rund zwei vergnüglichen Stunden vergingen für die Besucher der Lesung wie im Flug. "Er schreibt halt gut", urteilte nicht nur Johann Festner.
[Text Hartmut Oertel, MZ, Bilder Beate Geier