Die Nacht ist da, damit etwas geschieht
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Die Kanzlerin als Gefangene ihres Erfolgs
Und natürlich – wie sollte es anders sein – ging der erste Hieb in Richtung Politik, mit Georg Kreislers Lied vom „Ticker“. Es gebe Elektriker und Zyniker, „der Alkoholiker ist ein Exzentriker, der sich selber seines Lebensglücks beraubt“; alles sei nachvollziehbar und halbwegs respektabel, „aber was fürn Ticker ist ein Politiker?“ Mit der Stimme von Angela Merkel beantwortete Herrschel die Frage umgehend: „So lange hier alle das Mantra des Wachstums nachbeten, sitze ich mit Lobbyisten zusammen, die uns die Luft zum Atmen und das Wasser zum Trinken wegprivatisieren. Ich lache dazu, das ist mein Job – und ich kann Ihnen sagen: Es ist ein Scheißjob.“
Eine tragische Figur, diese Kanzlerin – aber was soll sie auch machen, solange der Verbraucher die Großkonzerne und ihre Lobbyisten erst zu denen macht, die sie sind? Christian Ude weiß Rat: „Es gibt wichtigeres als den Freihandel: die Kultur.“ Und mit dem folgenden französischen Chanson „Espoir“ (Hoffnung). Vielleicht könnte es ja was bringen, die Menschen kunst- und feinsinniger zu erziehen ... „Espoir! Pourquoi, madame, ne pas y croire?“ Recht hat Herrschel. Warum nicht daran glauben, warum es nicht versuchen, wo sonst auch nichts mehr zu helfen scheint.
Alfons und Elmar basteln eine Silvesterrakete
Einen etwas anderen Ansatz der Realitätsflucht verfolgen da Elmar Wepper und Alfons Schuhbeck. Als Alfons den Elmar dabei ertappt, wie er in der Küche unbeholfen an einem Silvesterkracher Marke Eigenbau tüftelt, klärt Alfons ihn gewohnt selbstsicher und überlegen auf, dass er schließlich nicht nur Starkoch, sondern auch Inhaber eines Sprengmeisterbriefes sei.
Zwischen Tangos, verträumten Nocturnen und einem Ausflug in ein Wiener Kaffeehaus geht die explosive Kochshow dann weiter ihrem zwangsläufigen Höhepunkt entgegen. Wie wichtig die richtigen Zutaten für die Bombe sind, klärt Alfons den neugierigen Elmar auf, der wie in der Kochshow den Zuschauer vor dem TV-Gerät verkörpert: „Schau Elmar, nimm net des billige China-Glump. Für a scheens Rot, da hab ich ein ganz ein gutes Strontiumsalz. Und fürs Blau, da nehmen wir Kupfersalz und Arsen.“ Weiter gehts musikalisch mit einem Klassiker von Duke Ellington: „I’m beginning to see the Light“.
Vorsicht ist geboten, wenn Alfons und Elmar sich an den Treibsatz der Rakete wagen: „Passts mir mit dem Schwarzpulver auf! Manche nehmen da gleich zwei Pfund und wundern sich, dass der ganze Wohnblock explodiert. Nehmts an gscheidn Sprengstoff und dosierts’n richtig – es is ja für Euch!“
Franz Josef Strauß tritt vor Scham aus der CSU aus
Mit Edmund Stoibers „Schokoladenfeuerwerk“, der für seine Karin einen Kuchen backen will, dem aber ständig der Söder mit beherzten Griffen ins Fettnäpfchen dazwischenfunkt, endet das reguläre Programm.
Das Publikum aber erklatscht sich von Herrschel und Schwartz-Uppendick gleich zwei Zugaben und wird reich belohnt: Kein geringerer als Franz-Josef Strauß höchstpersönlich tritt in Erscheinung. Er verkündet, dass er bereits zu seinem 100. Geburtstag vor Scham aus der CSU ausgetreten sei und seitdem, weil er es in seiner Machtfülle schließlich kann, lieber als Gustav Gründgens herumspukt. Mit dessen unsterblichen Schlager „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da - die Nacht ist da, damit etwas geschieht“ entließen die Künstler die geneigten Zuhörer schließlich in die Selbige.
[Nopper, Donau-Post]