Die pure Lust am Singen

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Erfrischend und energiegeladen, so begann das Sommerkonzert am Sonntagabend und so ging es auch weiter. Dirigiert von Marina Szudra unternahmen die Chormitglieder eine bunte Reise durch das Liedgut der Jahrhunderte, angefangen im 19. Jahrhundert bei Johannes Brahms („All mein Gedanken“) über das 20. Jahrhundert mit den Comedian Harmonists („Ich wollt ich wär ein Huhn“) bis hin zu Klassikern, die man auch heute noch auf Partys oder in Festzelten hört und in die dann für gewöhnlich jeder einstimmt („Que sera“, gesungen von Doris Day, oder „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens). Auch beim Sommerkonzert am Sonntag stimmten die Zuhörer ein, sangen und summten, klatschten und wippten.Intensiv hatte sich der Sängerverein auf diesen Höhepunkt im kulturellen Jahresverlauf vorbereitet, was man auch hörte. Der mehrstimmige und locker-flockige Gesang war in sich stimmig. Beihilfe zum Klangerlebnis leistete der Pianist Julian Beutmiller, der an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg seine Ausbildung erhielt und erst vor wenigen Tagen eine Prüfung absolviert hat. „Du darfst ruhig öfter zu uns kommen“, sagte Toni Menges, Vorsitzender des Sängervereins, zu dem jungen Mann.


„Beglückende Brücken“

Zwischen den Liedern ertönte die sonore Stimme von Erwin Mosch-Meyer. Ja is denn heut’ scho Weihnachten ? – das konnte man sich durchaus fragen, da Mosch-Meyer eigentlich nur die Weihnachtskonzerte des Sängervereins in der Schlosskirche mit Texten bereichert. Heuer hatte er sich jedoch bereit erklärt, die Zuhörer auch beim Sommerkonzert „mit Brücken zwischen den Stücken zu beglücken“, wie Menges mit dicken Grinsegrübchen dichtete.

Und so trug Mosch-Meyer immer wieder selbst geschriebene Überleitungen vor, er erzählte zum Beispiel von einer blühenden Wiese, über der eine fette Hummel brummt, die sich bei näherem Hinsehen als Flugzeug entpuppt – woraufhin der Chor den Dauerbrenner „Über den Wolken“ von Reinhard Mey anstimmte. Nach der Pause, in der Kultur in Wörth die Bewirtung übernommen hatte, schlüpfte Mosch-Meyer in die Rolle eines gestrengen Theaterdirektors – die ganz in Weiß gekleidete Dirigentin Marina Szudra mimte ein aufgeregtes Mädel, das zum Vorsingen erschienen ist. Begleitet von Beutmiller präsentierte sie die Arie „Spiel ich die Unschuld vom Lande“; mit ihrer äußerst kraftvollen und wandlungsfähigen Sopranstimme riss sie das Publikum zu stürmischem Beifall hin. Ganz so euphorisch zeigte sich der „Theaterdirektor“ freilich nicht: „Ich würde sagen, das Kind ist engagiert“, beschied er zur Erheiterung der Zuhörer.

Zauberhafte Klänge steuerte die Oberachdorferin Marion Weickl unter Zuhilfenahme ihrer Querflöte bei. Sie interpretierte das Stück „Arpeggione“ von Franz Schubert oder das verträumte „Hijo de la luna“.

Abschließend überreichte Menges allen Akteuren eine Flasche nicht griechischen, sondern spanischen Weins. Müßig zu erwähnen, dass der Applaus keineswegs spärlich ausfiel und nach Zugaben verlangt wurde.

[Text: Simon Stadler, Donau-Post]

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