Ein literarisches Tagwerk

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Ein literarisches Tagwerk

Schnappschuss-Sammlung und Traumprotokol
Bernhard Setzwein las aus Buch „Das blaue Tagwerk“ – Lage der Literatur der Region erläutert.

Eine sehr interessante Autorenlesung und eine Schilderung der Situation der Gegenwartsliteratur im ostbayerischen Raum war am Freitag im Rondellzimmer im Schloss geboten. Autor Bernhard Setzwein las bei der Gemeinschaftsveranstaltung von „Kultur in Wörth“ und dem Wörther Buchladen aus seinem neuen Buch „Das blaue Tagwerk“. Hubert Ettl, Gründer und Geschäftsführer des „lichtung“-Verlages, blickte auf die 20-jährige Geschichte des kleinen Betriebes in Viechtach zurück. Kulturausschussvorsitzender Johann Festner wandte sich zu Beginn an den „kleinen aber feinen Kreis“ von Besuchern und würdigte das Werk des Autors und das Engagement des Verlages, der auch die sehr interessante Zeitschrift „lichtung“ herausbringe.
Setzwein, der in Waldmünchen lebt und bald den Friedrich-Bauer-Preis erhält, hat ein Tagebuch über den Zeitraum von 1997 bis 2009 geschrieben, das vieles beinhaltet: Schnappschuss-Sammlung, Traumprotokoll, poetische Alltagsszenen, Augenblicksdichtung, Pamphlet, Reiseberichte und vieles mehr. Das Buch entstand neben anderen Projekten des Autors. Dessen Theaterstück über den letzten Henker in Bayern, der in Wichenbach bei Tiefenthal seine Kindheit verbrachte, wurde vor einigen Monaten mit großem Erfolg im Wörther Schlosskeller aufgeführt. Setzwein wies darauf hin, dass er sehr lange an dem Tagebuch gearbeitet habe. Nicht einmal seine Frau und seine Tochter hätten etwas von dem neuen Vorhaben gewusst.

Eine Reise nach Bratislava
Der Schriftsteller trug zunächst drei Passagen aus Gegenden nahe der Donau vor. So war er mit Karl Krieg und Norbert Vollath auf dem Weg nach Bratislava, um die „Pegasus“-Sondernummer slowakischer Gegenwartsliteratur vorzustellen. Dabei schauten sie am Wiener „Friedhof der Namenlosen“ vorbei. Dort werden die Wasserleichen der Donau begraben. In einem nahe liegenden Gasthof entwarfen die Reisenden nebenbei ein kleines Dramolett, dessen Handlungsort der Friedhof sei. Nächtens könnten sich die Gräber beleben von Toten, welche die Donau von Passau und Regensburg dorthin getragen hat. In Bratislava essen die drei Reisenden dann in einem Schiffrestaurant Fisch aus der Donau, die hatten sich angefuttert, ja mit was? „Man sollte vielleicht nicht unbedingt vorher den ‚Friedhof der Namenlosen‘ besucht haben“, erläutert der Autor in seinem Buch zur Frage, was die Fische verschlungen haben.

Kritik am Literaturbetrieb
Die Themen, welche in dem Buch angeschnitten werden, sind sehr vielfältig und befassen sich auch kritisch mit Entwicklungen im Literaturbetrieb. Diese wurden auch von Hubert Ettl bereits vor der eigentlichen Lesung bei der Vorstellung des Verlages bedauert. Am deutlichsten war die Kritik bei einem Gespräch zwischen Verleger Hubert Ettl und Autor Bernhard Setzwein: Vor einigen Jahrzehnten habe es ein relativ großes Interesse an Literatur aus der Oberpfalz und aus Niederbayern gegeben. Nach der Öffnung der Grenzen zu den östlichen Nachbarstaaten, die beide grundsätzlich begrüßten, seien jedoch viele Autoren, etwa in Tschechien und Polen, entdeckt worden. Diese hätten eine Art „Exotenbonus“ erhalten und deren Bücher seien verhältnismäßig gefragt. [...]. Ettl hob hervor, dass es aber immer noch interessierte Buchhändler und Leser gebe, die einen Spürsinn für die Literatur aus der Region hätten. Diese fragten sich, was gibt es hier für Autoren? [...]
Text: Reinhard Soller, Donau-Post

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