Eine kleine Stadt liest: Beitrag des Pfarrgemeinderates

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Eine kleine Stadt liest: Beitrag des Pfarrgemeinderates

Hinschauen statt Wegsehen!
Manfred Hanglberger erörterte mit den Pfarrgemeinderäten Dr. Ursula Eicher und Josef Forster sowie den Jugendvertretern Manuel Baumgartner und Josef Pschorn das Thema „Kirche unter dem Hakenkreuz“. Gedanken zur Beziehung zwischen Gott und dem Krieg spielten dabei ebenso eine Rolle wie kirchliche Widerstandskämpfer in und um Regensburg.

Zum Einstieg in die Thematik wurde das Bilderbuch „Opas Engel“ von Jutta Bauer vorgestellt. [...] Das Buch spricht auch die Judenverfolgungen im 3. Reich an. Ein jüdischer Freund aus den Kindertagen des Großvaters lebte in ständiger Angst und verschwand schließlich: „Haben das damals die Menschen nicht gemerkt?“, lautete die anschließende Frage. Vor allem die kirchliche Ohnmacht sollte erörtert werden. „Es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt.“, heißt es im Römerbrief des Paulus. In einer von den Erfahrungen der Monarchie und der Herrscher „von Gottes Gnaden“ geprägten Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts konnte der Nationalsozialismus fruchten. Hitler wurde in einer unruhigen Zeit anfangs teilweise als „Segen für Deutschland“ wahrgenommen. Im fortschreitenden Nazi-Deutschland entwickelte die Kirche eine ambivalente Haltung gegenüber den Machthabern: Zwar tat man beispielsweise in einem Hirtenwort 1943 seine Sorge über die willkürlich ausgesprochenen Todesstrafen kund, doch im laufenden Krieg wendete man sich nicht gegen die Motivation der kämpfenden Truppen.

Als langfristige Ursachen der Friedensunfähigkeit in der Kirche wurden unter anderem aggressive Gottesbilder ausgemacht, über die irdische Machthaber gewaltvolles Vorgehen legitimierten. Vor allem im Alten Testament findet sich ein parteiischer, mächtiger und strafender Gott. Auch die vieldiskutierten Bedingungen für einen gerechten Krieg wurden aufgegriffen und erläutert. Pfarrer Manfred Hanglberger formulierte selbst eigene Vorschläge zur Erhaltung des Friedens, beispielsweise die Installation eines „Ständigen Rats der Weltreligionen“. Die Aktualität derartiger Denkansätze wurden nicht zuletzt durch die Schlagzeilen um die „Regensburger Rede“ des Papstes [...] unterstrichen. Beide Ereignisse hatten für reichlich Diskussionsbedarf zwischen den Weltreligionen gesorgt.

Dr. Ursula Eicher erweitere den Begriff der Kirche auf die Gläubigen und deren Verhalten im 3. Reich. Hervorgehoben wurden dabei Johann Igl, der Domprediger Dr. Johann Maier, Michael Lottner und Josef Zirkel, die dem Unrechtsregime auf ihre Art und Weise Widerstand geleistet und mit dem Leben dafür bezahlt hatten. „Es war nicht nur wegschauen, es gab auch Leute die fürs hinschauen gestorben sind“, lautete die Botschaft.

Als ein Beispiel einer aktuellen Möglichkeit zur Hilfeleistung und Solidarität wurde abschließend die Regenbogen-Stiftung vorgestellt, die in Bolivien tätig wird. Der Erlös der Veranstaltung wird die Hilfsinstitutionen der Einrichtung erreichen.

[Sonja Heitzer, Mittelbayerische Zeitung]

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