Eine kleine Stadt liest in Oberachdorf

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Eine kleine Stadt liest in Oberachdorf

Zeitzeugen aus Oberachdorf erinnern sich.

Erinnerungen an die Zeit im und nach dem Krieg.

[...] 50 Zuhörer erinnerten sich gerne daran „wia´s damols war“, jüngere lauschten angespannt den Zeitzeugen. Die gelungene Moderation von Rudi Biederer bot eine Mischung aus ernsten Inhalten und unterhaltsamen Vorfällen. Karl Dietl begleitete die Veranstaltung musikalisch, setzte gekonnt Pausen um sich zu sammeln und Gehörtes zu verarbeiten. Die FFW Oberachdorf sorgte für das leibliche Wohl.

„Die Leute sollen heute die Gelegenheit bekommen, ihre Erlebnisse im Krieg zu erzählen“, eröffnete Johann Festner nach einer kurzen Begrüßung die Veranstaltung.

Zu Beginn berichtete Ludwig Schindler über Lage des Ortes und Ursprung des Namens Oberachdorf. „Im Mittelhochdeutschen wurde ein Bach „Ach“ genannt. Die Wiesent führte damals den Namen „Ache“. Um Verwechslungen zu vermeiden setzte man vor den Ortsnamen „Ober“. So entstand der Ortsname Oberachdorf“, erläuterte Schindler. Weiter informierte er über die damaligen sozialen Strukturen, Besitzverhältnisse, den Biederer Weiher und den Autobahnbau.

Anschließend berichtete Zeitzeuge Hubert Beiderbeck über die letzten Kriegstage. „Bei mein Opa in Sandweg bin i gwen, als kumma san, d´ Amis. Da ham`s am Solleranga und am damaligen Fußballplatz eana Laga afschlog´n. Mia Kinda hamma Kaugummi griagt und de erst`n Schwarz´n gsegn. Des war scho was! Erst hama gar net g´wusst, sans d´Amis oder Russ´n. Wia ma dann an Stern gsegn ham, da war ma froh, dass Amis war´n“, führt er weiter aus. Beiderbeck erzählte weiter über Albert Schmelz, einen Wörther Bürger, der sich bereit erklärt hatte, den Amerikanern mit seinem Fahrrad, in der Hand die weiße Fahne, entgegen zu fahren und mitzuteilen, dass aus Wörth kein Widerstand zu erwarten sei. Bei dem kleinsten Zwischenfall hätte er seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Wie nah Wörth einer Zerstörung entgangen ist, bezeugt die Tatsache, dass nur wenige Stunden vorher die SS das Schloss verlassen hat und aus Wörth abgezogen ist. Als „Andenken“ hat die SS ihren Ballast, darunter viele Waffen und Munition, im Schlossbrunnen versenkt.

Hieran schilderte Werner Trendl seine Erlebnisse. „In der Tschechei hatten wir ein kleines „Sacherl“, einen kleinen Hof. Als wir vertrieben wurden, kamen wir zuerst nach Österreich, anschließend wurden wir in Viehwagons nach Taimering und anschließend in das Aussiedlungslager nach Alling verbracht. Meine Familie hatte Glück. Nach nur zwei Monaten kamen wir nach Wörth. Aber auch noch zu dieser Zeit glaubten wir daran, nach Tschechien zurückkehren zu können. Nun habe ich in Wörth eine zweite Heimat gefunden.“ Er erzählte sichtlich mitgenommen über den Hunger und die Not, unter denen fast die ganze Bevölkerung zu leiden hatte. Den Amerikanern zollte er Dank für die geleistete humanitäre Hilfe und beendete seine Ausführungen.

Christian Fruth, Vorstand der FFW Oberachdorf, las aus der Chronik, dem Mitschriftenbuch, der Feuerwehr vom Jahr 1944 bis 1951.

Rudi Biederer dankte allen für deren Ausführungen und erinnerte „dass wir die Friedenszeit, die seit Kriegsende ja bestehe, nicht als selbstverständlich ansehen sollten. Er hoffe aber, dass der Friede weiter andauere.“.[...]

[Text und Bilder: Donau-Post, Beate Geier]

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