Eine kleine Stadt liest in Tiefenthal

Eingetragen am

Eine kleine Stadt liest in Tiefenthal

Das von den Einheimischen liebevoll genannte "Bergkircherl" in Tiefenthal bildete am Mittwochabend die Kulisse einer weiteren Veranstaltung von "Eine kleine Stadt liest" unter dem Motto "Grillabend mit Literatur".

Gut 60 Besucher lauschten unter dem großen Lindenbaum Ludwig Schindler, der aus seinem „Stadtführer Wörth“ Kurzweiliges und Informatives vortrug. Karl Dietl übernahm mit seinem Akkordeon die musikalische Umrahmung. Einheimischer Wein und Gulaschsuppe sorgten für das leibliche Wohl und rundeten die Gemütlichkeit ab. [...]

„Auf einem südlich in die Donauebene auslaufenden sanften Hügel thront die St. Ulrichs- und Wolfgangskirche auf steiler Anhöhe (389 m). Sie überragt den Ort Tiefenthal. Das Gebäude war eine „echte“ Doppelkapelle, also zwei Kapellen übereinander.“ begann Schindler seinen Vortrag. Er berichtete über das Leben und Wirken der beiden Hauptpatrone des Kirchleins, den Hl. Wolfgang und den Hl. Ulrich. „Der Hl. Wolfgang wird stets mit Bischofsstab und Buch dargestellt. Der Hl. Ulrich wird mit Stab, Buch und Fisch abgebildet,“ informierte er weiter. Beide werden unter anderen bei vielen schweren Krankheiten angerufen. Schindler ging auf die Ursprünge des Dorfes Tiefenthal ein, dessen geschichtliche Anfänge bis auf das Jahr 1179 zurückgehen. Aus diesem Jahr stammt ein Schriftstück, das einen Zeugen namens Gotepold „de Tiufendal“ nennt. Er führte die Entwicklung des Dorfes bis zur heutigen Zeit aus. Der Ort hatte damals als politische Gemeinde schwer zu tragen. So war Tiefenthal zwei verschiedenen Pfarrgemeinden zugeteilt. Der westliche gehörte der Pfarrei Wörth an, der Ostteil der Pfarrei Pondorf. So wurden auch die Verstorbenen auf zwei verschiedenen Friedhöfen beigesetzt. Auch der Schulsprengel war zweigeteilt. Darunter hatte die Gemeinschaft schwer zu leiden.

„Die Auflösung des Amtsgerichts“

Hans Solleder, Richard Schönberger und Johann Festner gaben einen kleinen Sketch zum Besten. Die Parole lautete „1959: Die Stadt in Aufruhr – Die Auflösung des Amtsgerichts“. Es wird von drei Mitbürgern berichtet, die alles daran setzten, die Räumung des Amtsgerichts Wörth zu verhindern. Sie kamen dabei mit dem Gesetz in Konflikt, Verfahren wurden eingeleitet, die aber kurz darauf wieder eingestellt wurden. Karl Völkl darf sich nun aber als letzte Kundschaft des Amtsgerichts Wörth bezeichnen. Sie ernteten für ihren Auftritt großen Applaus und Gelächter.

Sagen, Grusel- und Weizgeschichten

Schindler erzählte nun von der von Sagen, Grusel- und Geistergeschichten umwobenen Gegend. So zum Beispiel am Unterlauf des Wellerbachs, genannt der „Schinderbachl“. Der Name kommt von Schinder, so wurden früher die Viehverwerter bezeichnet. Dieser übte seine Tätigkeit am Wichenbach aus. Dort wo der Schinderbach in die Ebene trat, war auf einer Anhöhe der Wörther Galgen. Zur Abschreckung verblieben die Rechtsbrecher einige Zeit am Galgen hängen. Dies mag so manchen Spätheimkehrer in Angst und Schrecken versetzt haben und es entstanden eine Vielzahl von Spuk- und Weizgeschichten.

"Da Trackenwirt."

Zum Abschluss erinnerten sich alle Anwesenden an alte Bekannte. „Kennt´s no den „Trackenwirt“?, fragte Schindler in die Runde. „No freile“, bekommt er vielstimmig zur Antwort. „Wisst´s wieso der so hoast? Des war der Wirt unten am Schlossberg in Wörth. Und wenn de feinen Herrschaften zu eam zum Ess`n kumma san, dann hot er gsagt: „Gel, des schmeckt eich – Es Track´n“!

[Text und Bilder: Donau-Post, Beate Geier]

Zurück