Fastfood
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Der Gedanke an einen Theaterbesuch außerhalb der ländlichen Bühnen ruft bei einem großen Teil der Bevölkerung Assoziationen negativerer, zumindest aber ernsthafter Natur hervor: Feine Kleidung, allgemeine Ruhe und Konzentration im Zuschauerraum und bis ins Detail komponierte Inszenierungen. Dass sich professionelle Schauspielerei und zahlreiche Lacher im Publikum gegenseitig bedingen können, bewies das Fastfood Improvisationstheater im Wörther Schlosskeller.
Die rund 70 Besucher waren mit den verschiedensten Erwartungen in die neuste KIW–Initiative gekommen. Neben einigen bereits erprobten Impro – Besuchern hatte vielen Wörthern die Neugier den Weg ins Schloss gebahnt. Das Schauspielertrio, bestehend aus Andreas Wolf, Martin Cambeis und Robert Lansing gewährte seinem Publikum in der „ungewöhnlichen aber sehr schönen Spielstätte“ eine kurze physische und psychische Aufwärmphase. Euphorisches Klatschen wurde ebenso trainiert wie das Buh – Rufen für eventuelle Ablehnung. Gemeinsames Hüftkreisen und eine Massagerunde lockerten die Atmosphäre spürbar auf. Die Zuschauer hatten darüber hinaus einige simple Fragen im Kollektiv zu beantworten, um sich an die Kommunikation zwischen Bühne und Publikumsraum zu gewöhnen. Denn diese ist im Improvisationstheater dringend notwendig - Selbst grobe Rahmenvorgaben treffen die Zuschauer. Die Besucher im Schlosskeller ließen sich nicht lumpen und forderten das Trio auf, sich zum Thema „Socken stricken“ in Szene zu setzen. Es folgte ein kurzweiliger Einakter, in den, selbstverständlich extrem kurzfristig, eine Familienkonstellation integriert wurde. Variationen in punkto Charaktereigenschaften der Protagonisten sowie Genrezugehörigkeit des Stücks folgten. Auch wurden aus dem Zuschauerraum geforderte Emotionen wie Liebe, Eifersucht und Trauer innovativ dargestellt. Die bis ins Äußerste begrenzte Vorbereitungszeit der Schauspieler schmälerten keineswegs die Qualität und die Würze des Dargebotenen. Oftmals wurden die einzubauenden Elemente in ein relativ umfassend konstruiertes Ganzes projiziert. Die zeitliche Limitation und die bedingt mögliche Abstimmung untereinander kompensierte das Fastfood–Theater mit ausgefeilter Mimik und Gestik, einer beeindruckenden Artikulation sowie einigen Lichteffekten und der ebenfalls spontan integrierten musikalischen Untermalung.
Dass sich der Wörther Schlosskeller für die Impro–Künstler als fruchtbarer Boden erwies, blieb außer Zweifel: Ohne Verzögerung erfolgten die Zurufe, die Kommunikation gelang reibungslos und auch die Lacher hatte das Fastfood–Theater immer wieder auf seiner Seite.
Text: Sonja Heitzer, MZ, Foto 1 Sepp Raith, Donau-Post, Foto 2 und 3 Sonja Heitzer, MZ