Gitarrenkonzert an Neujahr: Milorad Romic und Helmut Nieberle ergänzten sich perfekt

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Der gebürtige Bosnier Romic ist im Raum Regensburg kein Unbekannter; er gab und gibt immer wieder Konzerte. Vor 23 Jahren lernte er Helmut Nieberle kennen, der zu den bedeutendsten Jazzgitarristen Bayerns zählt. Mit kurzen Pausen traten die beiden wiederholt zusammen auf, brachten eine CD heraus und spielen aktuell erneut eine ein.

Einmal wöchentlich treffen sich die beiden, wie sie am Sonntag erzählten. „Egal, ob ein Konzert ansteht oder nicht. Es geht bei diesen Treffen weniger um das mechanische Einüben und Wiederholen von Noten“, sagte Romic. „Wir experimentieren, probieren etwas Neues aus, neue Techniken.“ Stets suche man nach der richtigen Mischung und Abstimmung, ergänzte Nieberle: „Wir arrangieren uns.“

An sich, das muss man wissen, stehen klassische Gitarre und Jazzgitarre für zwei völlig verschiedene Welten. „Das sind ganz unterschiedliche Spielweisen“, so Nieberle. Doch genau diese Unterschiede reizen das Duo – Gegensätze ziehen sich schließlich an. Nieberle: „Die klassische Gitarre und die Jazzgitarre verzahnen sich auf eine Weise, die ganz einmalig ist.“ Romic sprach von einem „einzigartigen Zusammentreffen“ grundverschiedener Herangehensweisen.

Am Sonntagabend ließ sich diese „einmalige Verzahnung“ mal wieder bestaunen. Die beiden Gitarristen ergänzten sich perfekt, sie harmonierten, die Klänge verschmolzen. Dann und wann wurde improvisiert. Romic und Nieberle schafften es, mit zehn Fingern und sechs beziehungsweise sieben Saiten (Jazzgitarre), Geschichten zu erzählen, Gefühle und Stimmungen zu transportieren. Zum Beispiel bei der „Balkan“-Trilogie, komponiert im 9/8-Takt, die man vielleicht mit einem Fluss vergleichen kann: mal laut und wild und reißend, dann wieder sehr sanft und leise, fast verträumt.

Eine Stechmücke „komponierte“ mit

Auch Nieberle steuerte Eigenkompositionen bei, zum Beispiel zwei Stücke, die er vor anderthalb Jahren im Urlaub in Kroatien geschrieben hat: „Sie sind im August 2015 entstanden, und weil ein Musiker das Entstehungsdatum stets dazuschreibt, stand dann immer 0815 dahinter“, erzählte der Jazzgitarrist augenzwinkernd.

Mit 08/15-Musik haben seine Werke freilich nichts zu tun. Bei der Schaffung des Stückes „Skarpina“ ließ sich Nieberle von einem kroatischen Fischgericht inspirieren, dessen Geschmack er in Musik zu übersetzen versuchte. An einem anderen Abend beeinflusste ihn das Sirren einer Staunse, „die hat da ein bisschen mitkomponiert“. Heraus kam das Stück „Petit Moustique“, kleine Mücke. Mit akkurater Fingerfertigkeit, viel Gefühl und Harmonie ließen die beiden Gitarristen ihre Töne durch den historischen Raum wehen. Das Publikum ließ sich mit auf eine Reise nehmen und geizte nicht mit Applaus.

Neben eigenen Werken ließen die beiden Topgitarristen auch Klassiker aus mehreren Jahrhunderten und Stilrichtungen einfließen. Etwa das „Konzert D-Dur“ des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi, das vom Frühjahrsbeginn künden soll und teilweise an das Zwitschern der Vögel erinnert. Oder die „Fantasie in d-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Dieses Stück habe der Salzburger damals fürs Klavier komponiert, berichtete Romic, aber mit der Gitarre gehe es genauso.

Der „Kaiserwalzer“ darf an Neujahr nicht fehlen

Und weil das Konzert am Sonntag ein Neujahrskonzert war, bauten Romic und Nieberle überdies den „Kaiserwalzer“ ins Programm ein. Geschrieben hat jenes Stück der als „Walzerkönig“ bekannte Komponist Johann Strauss aus Wien. Beim alljährlichen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker taucht der legendäre „Kaiserwalzer“ fast immer im Programm auf, und nicht nur dort. „Als Kind hat mich mein Vater zu vielen Neujahrskonzerten mitgeschleppt“, erinnerte sich Nieberle. „Dieses eine Stück hat mir schon damals wirklich gut gefallen. Wir haben es für heute extra einstudiert.“

Auf die Beine gestellt hatte das sicher nicht alltägliche Konzert „Kultur in Wörth“. Ein Neujahrskonzert sei ja gewöhnlich eher in Metropolen üblich und weniger auf dem Land, hatte Johann Festner zu Beginn gesagt. „Daher war es schon ein kleines Risiko, so ein Konzert zu veranstalten. Aber dieses Risiko hat sich gelohnt“, meinte Festner mit Blick auf den restlos gefüllten Saal und den großen Zuspruch des Publikums. Zumal sich das Rondellzimmer als gelegentlicher Veranstaltungsort förmlich aufdränge. Romic war ebenfalls der Meinung, dass ein Neujahrskonzert „auch auf dem Land“ eine schöne Sache sei.

[Text und Bild: Simon Stadler, Donau-Post]

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