H. C. Artmann-Abend
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Ein ganz besonderes Erlebnis hatten am Freitagabend die Besucher einer Veranstaltung der Reihe „Kultur in Wörth“. Im fast ausverkauften Rondellzimmer im Schloss Wörth mit dem schönen Ambiente lauschten die Gäste den Rezitationen von Ludwig Eiglmeier und der Musik von Mike Reisinger, die Werke des österreichischen Schriftstellers H.C. Artmann präsentierten.
Zu Beginn der Veranstaltung stimmte Gerhard Luber aus Miltenberg die Zuhörer auf die Werke von H.C. Artmann ein und schilderte den österreichischen Literaten als vielfältigen Poseur, der nicht nur Gedichte und barocke Schwänke verfasste, sondern auch Theaterstücke schrieb und als Übersetzer tätig war. Er habe nicht nur „med ana schwoazzn Tintn“ geschrieben, sondern mit Gefühl und Witz oft ein Spiel mit der Sprache getrieben.
Danach folgte ein Ohrenschmaus der besonderen Art – Ludwig Eiglmeier begann seinen Vortrag mit dem ersten Gedicht aus „med ana schwoazzn Tintn“. Hier erteilt Artmann allem Herzschmerz eine rigorose Absage – „nua ka schmoez how e xogt“ (nur kein Schmalz, hab ich gesagt) wurde so überzeugend vorgetragen, dass kein Zuhörer einen Zweifel an Artmanns Befehl haben konnte.
Im Verlauf des Abends ließ Ludwig Eiglmeier die Hauptfiguren und Themen in Artmanns Versen durch seinen gefühlvollen, pointierten und überaus professionellen Vortrag lebendig werden. Die Zuhörer konnten staunen, sich gruseln, sich wundern und immer wieder regten die mit Liebe zum Dichter vorgetragenen Verse zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken an.
Mike Reisinger, der mit dem „Duo De Clarinettes-Basses“ seit 1997 als Begleiter von Lesungen auftritt, hatte in Zusammenarbeit mit Ludwig Eiglmeier einige Gedichte vertont und trug mit seinen Darbietungen dazu bei, diesen Abend zu einem kulturellen Höhepunkt werden zu lassen. Das Spektrum der am Klavier, mit dem Akkordeon oder auf der Klarinette entstandenen Melodien bewegte sich zwischen Jazz und Folk, zwischen Klassik und Moderne. Ganz besondere Klänge, die die Mystik der Verse Artmanns unterstrichen, entlockte der Musiker dabei Instrumenten wie der Dan Moi, einer vietnamesischen Maultrommel und der Kalimba, einem über 1000 Jahre alten Instrument afrikanischer Geschichtenerzähler. Ein ganz besonderer Höhepunkt des Abends war der gemeinsame Gesangsvortrag der beiden Akteure. Ihr Lied, das einfach nur „Lied“ heißt, begeisterte die Zuschauer.
Artmann selbst sagte einmal über seine Verse: „Ich möcht’ keine Menschen erziehen und möchte keine Menschen erfreuen, ich bin da ganz egozentrisch. Wenn´s einem anderen Freude macht, dann ist es ok. Aber vorerst einmal, also primär, will ich, dass ich etwas schreib’, das mich bezaubert.“ Dank Ludwig Eiglmeier und Mike Reisinger hat H.C. Artmann aber nun doch bezaubert - manch einer kannte den Österreicher vor diesem Abend nicht, wird ihn aber wohl nie wieder vergessen.
[Foto Sebastian Schmid, MZ; Text: Donau-Post]