Im Wald des lebenden Geistes

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"Wir ernten viel Unverständnis dafür, dass wir im August dorthin fahren, wo es 15 bis 20 Grad Celsius maximal hat“, sagt Monika Rauscher. Mit ihrem Mann Christian verbindet sie nicht nur der Nachname, sondern auch ein ausgeprägtes Fernweh – und die ungewöhnliche Leidenschaft für kühle Orte.Im August 2019 führte sie diese Leidenschaft ins ferne Kanada: Dort besuchten sie – weit fernab von Massentourismus und großen Städten – zuerst die Northwest Territorries und anschließend den mythen- und flechtenumrankten Regenwald der Geisterbären an der Westküste.

Spannender Vortrag und spektakuläre Landschaften
Leider schienen am Freitagabend im Wörther Bürgersaal nur wenige Leute diese Leidenschaft zu teilen – aber die erlebten einen spannenden Vortrag. Die Reise der Rauschers begann in Yellowknife, am großen Sklavensee, mit gut 27 000 Quadratkilometern ist dieser so groß wie Ober- und Niederbayern zusammen. Die deutsche Bezeichnung „Sklavensee“ sei übrigens ein Übersetzungsfehler, denn der Name des Sees habe nichts mit Sklaverei zu tun. Vielmehr gehe er auf den Namen eines Indianervolkes – den Slavey – zurück, das in der Gegend siedelte, erklärt Christian Rauscher.Ihre Reise führte sie weiter über den Alaskahighway, den die Amerikaner in einer Hau-Ruck-Aktion 1941 als Heerstraße gebaut haben, nach Whitehorse und schließlich nach Skagway, dem Ausgangspunkt des berühmten Goldrausches.

Wir sehen Yellowknife als Stadt der schwimmenden Häuser und viele Orte an der Strecke als trostlose Nester, mit manchmal nur wenigen Hundert Einwohnern mit zerschlissenen Couches auf der Veranda und einer hohen Arbeitslosigkeit. Rauscher zeigt einen Gedenkstein, ähnlich einem bayerischen Kriegerdenkmal, mit vielen Namen bedeckt: Es seien einige der etwa 3 000 verschwundenen Kinder. So arm die Gegend, so reich ist die Natur: beeindruckende Landschaftsaufnahmen und Tierfotografien, grün schimmernde Nordlichter und dampfende Sumpflandschaften.

Ein Bär, um den sich Mythen ranken
Wir sahen Grizzlies, Schwarzbären – und im zweiten Teil der Reise den sagenumwobenen Geisterbären: Bei dieser Kermodebär genannten Unterart des Schwarzbären sind etwa zehn Prozent blond. „Die Ureinwohner verehrten diese Bären schon immer als heilig – haben aber niemandem davon erzählt.“ Aber irgendwann kommt alles raus: Darum hat der Bär mit flauschigem blonden Fell nun einen eigenen Nationalpark. Wie viele Exemplare es zwischen den bis zu 90 Meter hohen Fichten in dem nebelverhangenen Regenwald mit dieser seltenen Färbung gibt, ist nicht bekannt. Orcas, Coyoten, Fischadler, Biber, Bisons, sogar ein Buckelwal schwammen, liefen und flogen Christian Rauscher auf der Reise vor die Linse. „Wir hatten schon ein Riesenglück“, sagt er zur erfolgreichen Fotoausbeute. Um einige Erfahrungen sei man auch reicher: Ein Schwarzbär und ein junger Grizzly seien bei zwei Gelegenheiten gefährlich nah an die Reisegruppe herangekommen.

[Text: Wolfgang Karl, Donau-Post]

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