Jeden Tag ein neuer Film

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Kultur in Wörth bietet einen digitalen Adventskalender an: Felicia Lohmeier hat dafür Videos von Künstlern, Autoren und Musikern produziert. Von der Vielfalt war sie selbst überrascht.

Angefangen hat sie Mitte August. Es war heiß, Volksfestzeit, die Sonne glühte – der Glühwein im Advent war noch ganz weit weg. Sie vereinbarte die ersten Drehtermine, legte sie so, dass sie gleich mal einen Schwung abarbeiten konnte. Und dann machte sich die junge Oberachdorferin Felicia Lohmeier ans Produzieren der ersten Videos. Ausgestattet nur mit ihrem Handy, einer handelsüblichen Smartphonekamera. Und mit einer ordentlichen Portion Kreativität und Schaffenskraft. In den folgenden Wochen bis Oktober und November ging das so weiter: Anfragen, Terminvereinbarung, vorbeischauen, sich etwas zeigen lassen. Filmen, filmen, filmen. Schneiden, schneiden, schneiden. Und jetzt hat Felicia Lohmeier ihre Videoclips fast alle beisammen. Ein Drehtermin steht noch aus, sagt sie. Endspurt. Gut, die Zeit drängt natürlich auch: An diesem Sonntag, 1. Dezember, geht er ja schon an, der Advent. Dann wird sich das erste Türchen des digitalen Adventskalenders öffnen, den Kultur in Wörth im Internet vorbereitet.

Die Videos dauern rund anderthalb Minuten

Es ist bereits der vierte digitale Adventskalender, der das Kulturleben in und um Wörth beleuchtet, resümiert die städtische Kulturbeauftragte Lena Schöberl. Bislang war der Kalender bestückt mit kurzen Texten oder Bildern, die sich hinter den jeweiligen Türchen verbargen. In diesem Jahr kommt etwas Neues dazu: Bewegtbild. Für jeden Tag bis Weihnachten gibt es einen Clip, im Mittel ungefähr eine bis anderthalb Minuten lang, mitunter auch ein wenig länger.

Eine „verrückte Idee“ von Lena Schöberl

24 Tage, 24 Videos, das war erst nur eine „verrückte Idee von mir“, erinnert sich Lena Schöberl. Sie präsentierte diese Idee Felicia Lohmeier, die mit ihr im Arbeitskreis Kultur in Wörth sitzt. Lohmeier war sogleich angetan und sagte zu: Ich mache das. Am Anfang eines jeden Videoprojekts steht natürlich immer die Ideensammlung. Was wollen wir eigentlich zeigen ? Sie saßen also zusammen, machten sich Gedanken – und waren selbst überrascht davon, dass die Ideen sprudelten und einfach nicht aufhörten. Sie kamen auf allerlei Musiker, Bands und Gruppen, bald fielen ihnen auch Künstler ein. Maler. Buchautoren. Tänzer. Chöre. Kunsthandwerker. Theaterspieler. Immer mehr Namen sammelten sich an, erzählen sie. „Wir waren selbst ganz überwältigt davon, wie unglaublich groß die kulturelle Vielfalt in Wörth und in den Ortsteilen ist“, sagt Lohmeier. Konkrete Namen nennen sie natürlich nicht, sie machen Gebrauch von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht. „Ein paar kann man sich vielleicht denken“, bekennt Lohmeier, „aber wir haben schon auch echte Überraschungen dabei, auf die man nicht kommen würde. Auf die zumindest wir nicht gleich gekommen sind. Man darf gespannt sein.“ Der Anteil der Überraschungen werde bei zirka 50 Prozent liegen, schätzt Lohmeier. Protagonisten zu finden, war für Lohmeier kein Problem. Ganz im Gegenteil. Auf alle Anfragen bekam sie eine Zusage. Und am Ende, auch so viel sei verraten, sind es sogar mehr als 24 Künstler und Gruppen geworden. „Wir wollten dann natürlich niemandem absagen“, erklärt Lohmeier, „deshalb haben wir Künstler, die thematisch gut zusammenpassen, in einem Video zusammengefasst, das dann eben etwas länger geworden ist.“ Beim Drehen ging Lohmeier so vor: Sie besuchte die Akteure, sie schaute ihnen über die Schulter. Sie filmte beispielsweise Künstler, die gerade an einem Gegenstand arbeiten, ihn mit ihren Händen formen und schließlich fertigstellen. Sie filmte Gruppen oder Chöre, die auftreten. Oder eine Autorin, die daheim auf der Couch aus ihrem Buch vorliest. Lohmeier war mit ihrem Handy dabei, das kenne sie, da sei sie mit der Technik und den Möglichkeiten vertraut, sagt sie.

Inspirierende Gespräche und kleine Geschenke

Pro Termin hat das Filmen sicher eine Stunde gedauert, eher mehr, bisweilen ein paar Stunden, erinnert sich Lohmeier. Als Arbeit in dem Sinne hat sie das aber gar nicht empfunden. Es sei spannend gewesen, die unterschiedlichsten Menschen und Facetten kennenzulernen, schwärmt sie. Eine große Freude waren ihr die Gespräche vor und nach dem Drehen. „Ich habe da so viele Leute getroffen, die mich zwar irgendwie gekannt haben, aus meiner Kindheit oder von meinen Eltern her. Aber es war richtig schön, sie jetzt wiederzutreffen und sich so richtig auszutauschen.“ Sehr viele „inspirierende Gespräche“ seien das gewesen. Einmal war sie bei einem Künstler, der ihr ausgiebig von sich und seinem Lebensweg erzählte, der sie damit beeindruckte und berührte, wie sie sagt. „Das hat alles sehr viel Spaß gemacht.“ Die Protagonisten haben sich danach herzlich bedankt, haben ihr zum Teil etwas geschenkt, was sie „total freute“.

„Die Videos sind fulminant geworden“

Nach dem Drehen ging es weiter mit der Arbeit: schneiden, die Videosequenzen mit Musik unterlegen, den Vorspann einfügen. Und nun ist der Kalender nahezu fertig. Auch ein Quiz gibt es natürlich, alle Jahre wieder. Es steckt hinter dem Türchen des dritten Adventssonntags, 15. Dezember (siehe unten). Lena Schöberl hat die einzelnen Videos schon gesehen – und ist voll des Lobes: „Sie sind wirklich fulminant. Das ist richtig cool geworden. Die Videos wirken sehr professionell. Mit dem Adventskalender wollten wir die Arbeit der Künstler und Musiker in Wörth und in den Ortsteilen würdigen, ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Und das ist gelungen.“ Übrigens: Eine Idee für den Adventskalender 2025 hat Schöberl auch schon: „Da werden die Vereine im Mittelpunkt stehen.“

 


Was Quizteilnehmer gewinnen können

Wer die Videos hinter den Adventskalendertüren anschaut, sollte nicht nur genießen – sondern auch aufmerken. Was ist zu sehen, was zu hören? Hinter dem Türchen am 15. Dezember wird sich nämlich ein Quiz mit sieben Fragen zu den Inhalten einzelner Videos verbergen. Jeder kann an diesem Quiz teilnehmen. Einsendeschluss ist der 31. Dezember. Anfang Januar wird es eine Siegerehrung geben, der genaue Termin wird noch bekanntgemacht, sagt Kulturbeauftragte Lena Schöberl. Zu gewinnen gibt es zehn Preise, die Firmen und Institutionen spendieren. Darunter ein Wörth-Einkaufsgutschein, eine Zehnerkarte fürs Hallenbad, ein Kulturgutschein, zwei Eintrittskarten für den Hof- und Staatsball der Narradonia, ein Gutschein für den Eine-Welt-Laden oder Kinogutscheine. In den vergangenen Jahren haben rund 150 Personen teilgenommen, sagt Schöberl – aus Wörth, aus Sünching, ein Teilnehmer gar aus Hamburg. Bei dieser Siegerehrung möchte Schöberl auch den neuen, erheblich verjüngten Arbeitskreis Kultur in Wörth offiziell vorstellen. Momentan sind 13 Ehrenamtliche dabei, darunter einige junge Mütter. Ihr Fokus gilt im Moment zuvorderst den Schlossfestspielen 2025 (wir berichteten), sagt Schöberl. „Darauf konzentrieren wir uns jetzt, andere Projekte sind erst mal zurückgestellt.“

[Text: Simon Stadler; Bild: Simon Rothfischer, Donau Post]

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