Josef und Josef und Johann

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Josef Schütz, Josef Schindler und Johann Festner luden im Namen von Kultur in Wörth (K.i.W.) zum Stadtspaziergang und etwa 80 Wanderer folgten dem Ruf. Vom Treffpunkt Kirchplatz ging der gemütliche Spaziergang über den Friedhof auf den Schlossberg per Zick-Zack-Weg. Weiter kamen die Wanderer auf verschlungenen Pfaden zur Herrngasse, samt Aufstieg zur Pestkapelle. Nach einer finalen Schleife bergab zum Bürgersaal löste sich der kulturelle Sonntagsspaziergang auf.

Ja und wer zahlt die Grundsteuer ?„So, jetzt gehen wir alle einmal geschlossen Richtung Friedhof – aber keine Sorge, wir gehen dann auch wieder weg“ – so startete Schütz die Wanderung. Am Friedhof erklärte der Bürgermeister die etwas eigenartige Eigentumssituation der Hohenrainkapelle: Diese steht zwar direkt in einem Eck des Friedhofs, der der Stadt gehört, habe aber eine eigene Flurnummer und gehört, legal gesehen, sich selbst: So sei die Kapelle selbst als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Die Pfarrei übernehme mit Unterstützung der Kolpingfamilie den Unterhalt. „Wer da jetzt die Grundsteuererklärung macht, das weiß ich nicht“, sagte Schütz unter großem Gelächter.

Schindler las einen seiner Texte mit dem Titel „Näher mein Gott zu dir!“: „Man hatte es schon sehr früh erzählt bekommen, dass bei der Jahrhundertkatastrophe, dem Untergang der Titanic, dieses Lied von der Schiffskapelle gespielt worden war. Und jedes Mal, wenn ich bei einer Beerdigung ministrieren musste, dachte ich mit Schaudern daran. Denn fast immer intonierte es das Häuflein vom Kirchenchor, wenn der Sarg in das Grab gesenkt wurde. [...] Das ging einem durch und durch – besonders wenn der Chorregent in Ermangelung eines Tenors seine Stimme in für ihn schwer erreichbare Höhen presste, sah man förmlich die gereckten Hälse der vom Ertrinkungstod bedrohten Titanic-Passagiere vor sich“, ein Bild, das trotz der ernsten Umgebung dann doch lautes Lachen aus 80 Kehlen über den Friedhof schallen ließ.

Fußmarsch durch Erinnerung und Gegenwart

Mit solch launigen Geschichten und Anekdoten würzten Schindler und Festner den Stadtspaziergang, während Schütz geplante Maßnahmen erläuterte, wie den Ausbau der Rad- und Fußgängerwege und die Ausdünnung des Waldes am Schlossberg „sonst sieht man das Schloss ja bald gar nicht mehr.“

Festner erinnerte sich zum Beispiel an seine Kindheit als Schlossbergindianer, der sich seinen eigenen Weg durch die Prärie zu bahnen verstand: „Kaum ein Zentrumskind wird den Schlossberg je auf öffentlichen Wegen betreten haben. Wer direkt am Berg wohnte, verließ das Haus auf der Rückseite und kletterte auf selbst erstellten Pfaden hinauf“, sagte Festner.

Die von den Kindern liebevoll aufgebauten Lager weckten Begehrlichkeiten bei anderen Jugendlichen – und weil man ja Indianer war und der große Manitou kein siebtes Gebot kannte, „schlich man sich gelegentlich in fremde Lager und eignete sich die dort gefundenen Waffen an“. Schindler hat in einem anderen Text noch weitere Erinnerungen von Festner aufgeschrieben, der als Komparse bei den Schlossfestspielen von monumentalen Texthängern und einer in Brand geratenen Kulisse beim Rütli-Schwur, die einen Schauspieler seinen Mitstreitern zuzischen ließ: „So löscht doch, ihr Deppen. Ich verbrenn hier oben!“ Mit einem Abstecher auf den Herrnberg erinnerte sich Schindler an das Gehöft der Eltern an diesem Hang, das ein Paar Ochsen, ein paar Kühe und zwei, drei Schweinen Herberge bot. „Viel Steine gab’s und wenig Obst“, sagte Schindler. Die Renovierung der Pestkapelle und des Kreuzwegs sollen etwa 200 000 Euro kosten, sagte Schütz, wofür man hoffentlich im kommenden Jahr die Förderzusage bekomme. Vor Pest, Hunger und Krieg solle die Kapelle schützen. „Vielleicht scheiben wir bei der Sanierung noch Corona dazu.“

[Text Wolfgang Karl, Donau-Post; Bild Johann Festner]

 

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