„König Fußball“ regierte
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„Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein“ – Viele Besucher
Mike Reisinger gab Fußballhits zum Besten. – Georg Walsberger, Ekke Hollschwandner und Johann Festner ließen die Fußballherzen höher schlagen
„Gute Freunde kann niemand trennen. Gute Freunde sind nie allein. Weil sie eines im Leben können, füreinander da zu sein !“ – mit diesem von Franz Beckenbauer gesungenen Lied verbinden eingefleischte Fußballfans zahlreiche Erinnerungen an ihren Lieblingsverein, sei es die deutsche Nationalmannschaft, der FC Bayern München, der SSV Jahn Regensburg oder natürlich der TSV Wörth und der SV Wiesent. Um diese Gedanken zu sammeln und wieder ins Gedächtnis zu rufen lud am Dienstagabend „K.i.W. – Kultur in Wörth“ zu einer Veranstaltung rund um „König Fußball“ ein.
„Guten Abend liebe Fußballfreunde ! Fußball ist Kult. Fußball ist Leidenschaft. Für die Anhänger der schwächeren Vereine oft ein Leiden – und das allwöchentlich“, begrüßte Johann Festner die Gäste im vollbesetzten Bürgersaal. „Es geht heute nicht um die Hochglanzfußballer Messi, Götze, Ronaldo und wie sie alle heißen. Heute geht es um die, die nicht ganz ins Schema passen und die etwas kleineren Helden“, erläuterte der Sprecher, der alle Texte eigenhändig zusammengestellt hatte. Alles sei authentisch, er habe keine Sprüche, Namen oder Texte erfunden. Er habe Vorhandenes genutzt und in eine gewisse Ordnung gebracht, die sich - wie soll es anders sein - am Ablauf eines Spieles orientiere. [...].
Zwischen den einzelnen Abschnitten sorgte Mike Reisinger mit Fußballhits, wie „Fields of Atherny“ [...] für Stimmung. Zudem unterstrich er die Fotos und Filmbeiträge auf der Leinwand mit packender Musikbegleitung. Nach einem dreifachen, kräftigen „Hipp Hipp Hurra“ ging es mit dem Anpfiff los. „Elias Canetti wohnte in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Wien, direkt neben dem Stadion. Samstags, wenn Rapid Wien ein Heimspiel hatte, machte er sein Fenster auf, um die Massen zu belauschen“, erörterte Hollschwandner und zitierte weiter: „Fußball reißt alles mit sich, was sich nicht rechtzeitig entziehen kann.“
Somit habe die „schönste Nebensache der Welt“ gegenüber dem politischen Massenphänomen den Vorteil, dass es im Grunde um nichts gehe. Vielleicht sei Fußball ja sogar das Ventil, die Bedürfnisse nach Masse und Macht halbwegs menschlich zu kanalisieren, setzte Walsberger entgegen. Gerade die ersten Minuten seien oft ausschlaggebend für den Spielverlauf, wie man an folgenden Sprüchen erkenne. „Bis zum 1:0 haben wir gut gespielt. Leider fiel das Tor schon in der sechsten Minute“, beteuerte Rudi Völler oder Hermann Gerland dokumentierte: „Nach 20 Minuten waren zwei von denen angeschlagen. Die sind gehumpelt. Aber die sind schneller gehumpelt, als wir gelaufen.“
Bittere Niederlagen
Wie sich mancher eine Niederlage zu Herzen nehme, sah man bei der Berichterstattung über das verlorene Spiel des deutschen Teams gegen Österreich am 21. Juni 1978, das deutschlandweit als „Die Schmach von Cordoba“ (die Österreicher sprechen heute noch vom „Wunder von Cordoba“) bezeichnet werde. „In Berlin sprang ein verzweifelter Mann aus dem Fenster im zweiten Stock. Eine Nonne vom Orden der Barmherzigen Schwestern sprang einem Busfahrer an die Kehle, als er über den österreichischen Sieg jubelte. In Scheffau wollte ein Urlauber aus Rheinland-Pfalz Selbstmord begehen, denn er sah keinen Sinn mehr im Leben“, stand damals in der Bild-Zeitung.
Die Kreativität der Zuschauer könne man an den gereimten Fanliedern erkennen. Während in Frankfurt in den 70er Jahren gesungen wurde: „Sprung in der Schüssel, Loch im Dach - das ist Kickers Offenbach“ wurde der Karlsruher Verein mit „Der KSC, der KSC, der KSC hat Leis und Fläh...“ bei Auswärtsspielen verhöhnt.
Oft Fehlentscheidungen
Fehlentscheidungen seitens des Schiedsrichters können selbstverständlich zu Wutausbrüchen und Unverständnis führen. Hierzu ließ Raimund Calmund hören: „Bei diesem Schiedsrichter hätte auch unser Busfahrer eine gelbe Karte bekommen !“ und Klaus Augenthaler bekundete: „Ich habe nichts gesehen, der Schiedsrichter hat nichts gesehen. Aber das kleine grüne Männchen an der Linie, das hat mit der Fahne gewedelt. Der, der am weitesten weg stand, hat es am Besten gesehen !“
Fehlentscheidungen sind ärgerlich, besonders dann, wenn die eigene Mannschaft ins Hintertreffen komme, gesehen beim „Jahrhundertspiel“, welches bei der Weltmeisterschaft 1970 von Deutschland und Italien bestritten wurde. Der peruanische Unparteiische bot eine erbarmenswürdige Leistung und war aus deutscher Sicht schuld an der Niederlage in Höhe von 3:4 Toren, welche zum Ausscheiden aus dem Turnier führte.
Vor Elan sprühen
Im Laufe jedes Spieles sprühen die Sportler vor Elan, sie versuchen ihre Kräfte zu messen und ihren Widersacher zu irritierten, aber das nicht nur durch Sportlichkeit, sondern auch verbal. „Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken“, bemerkte Hollschwandner und ergänzte einen Satz von Neven Subotic: „Er muss ja nicht unbedingt dahin laufen, wo ich hingrätsche.“
Fußball verbindet
„ Eine große Liebe herrsche zwischen dem TSV Wörth und dem SV Wiesent. „Oh tun mir die Augen weh, wenn ich den SV Wiesent seh“, war ein genauso beliebter Fanschrei wie: „Dad’s uns Inter Mailand her, Wiesent is koa Gegner mehr !“ Festner las hierzu einen Zeitungsartikel über ein Punktspiel im Jahre 1969 vor.
„Da die Wiesenter in den letzten Spielminuten deutlich erkennbar Zeit schindeten, ordnete der Schiedsrichter eine Nachspielzeit an. Glücklicherweise gelang der Wörther Mannschaft in der 91. Minute noch der Siegestreffer.“ Die Wiesenter Zuschauer strömten auf den Platz und bearbeiteten den Verantwortlichen so nachhaltig, das er in den Krankenstand gehen musste.“ Abschließend wurden Fotos von „Dreamteams“ aller Ligen und Klassen gezeigt, so mancher Gast erspähte dabei ein bekanntes Gesicht und wusste selbst eine Geschichte dazu zu erzählen.
[Text Meilinger, Donau-Post]; Fotos Hans Eigenstetter]