Landrätin Tanja Schweiger eröffnete Ausstellung zur „Heimatfront“

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Zahlreiche Gäste nahmen am Freitag im Bürgersaal an der Auftaktveranstaltung der vom Landkreis initiierten Ausstellung „Erster Weltkrieg – Heimatfront“ teil. Dr. Artur Diermeier verwies in seiner Rede darauf, dass damals 70 Millionen Menschen unter Waffen standen und 15 Millionen ihr Leben verloren. Hans Festner, der mit einer Arbeitsgruppe wesentlich die Ausstellung mitgestaltet hat, betonte die Sinnlosigkeit des Krieges, der damals in der Öffentlichkeit verherrlicht wurde. Landrätin Tanja Schweiger kündigte die Gründung eines Archivvereins für diejenigen Gemeinden an, die niemanden finden, der in diesem Bereich ehrenamtlich tätig sein will.

Bürgermeister Anton Rothfischer freute sich über den guten Besuch. Unter den vielen Anwesenden war auch Achivdirektorin Dr. Maria Sagstetter von der staatlichen Einrichtung in Amberg. Rothfischer wies zunächst auf das enorme Arbeitspensum hin, das Festner, Beate Geier, Walter Groß, Fritz Jörgl, Richard Schönberger und Lena Solleder geleistet haben, damit die Ausstellung verwirklicht werden konnte. Dabei wurden viele Quellen gesichtet und Objekte zusammengetragen. Der Bürgermeister war froh, dass die Auftaktveranstaltung der landkreisweiten Ausstellungsreihe in Wörth stattfinde, was eine große Auszeichnung sei. Rothfischer wandte sich dann den geschichtlichen Ereignissen zu. Drei Monarchen, die miteinander verwandt waren, hätten 1914 die Bevölkerung aufeinandergehetzt. Der Redner verwies auf die schwerwiegenden Folgen, unter anderem auf den Zweiten Weltkrieg, eine noch größere Katastrophe.

Archive sehr wichtig

Kreisarchivpfleger Dr. Artur Diermeier nannte den 28. Juli 1914 als Beginn des Krieges, vier Wochen nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers. Zahlreiche Gemeinden im Landkreis beschäftigten sich nun mit den Auswirkungen auf ihren Heimatort. In vielen Familien hätten sich Objekte erhalten, die an die damalige Zeit erinnern. Die Ausstellung solle zudem auf die Archive hinweisen, die auch Wissensspeicher seien. Außerdem seien sie wichtig für die Gemeinden, weil dort zum Beispiel Akten und wichtige Dokumente vorhanden seien, auf die man zurückgreifen könne. Dr. Diermeier wünschte der Ausstellung viele Besucher, besonders von Schülern und Klassen, für welche man Führungen anbieten könne.

Festner betonte, dass man sich beim Konzept der Ausstellung wesentlich an die Vorgaben des Landkreises gehalten habe. Feldpostkarten seien meist nichtssagend, weil die Soldaten wohl die Zensur fürchteten. Im Ersten Weltkrieg habe es in Wörth einen unscheinbaren Soldaten gegeben, der später allerdings SA-Führer wurde (Paul Gottschall). Festner ging auf die damalige Propaganda ein, die er als rassistisch und dumm bezeichnete: „Serbien muss sterbien.“ Der Redner hob hervor, er und sein Team beschäftigten sich auch mit Zeitungen, deren vorderer Teil viel über Siege berichtete, weiter hinten konnte man aber lange Todeslisten lesen. In der offiziellen Verlautbarung hieß es gefallen auf dem Feld der Ehre. Wie hätten dies aber die Eltern empfunden, wenn der Sohn tot war, was sinnlos gewesen sei.

Schlüssiges Konzept

Die Landrätin bezeichnete das Konzept der Ausstellung als schlüssig, was bewirkt habe, die Auftaktveranstaltung nach Wörth zu vergeben. Sie dankte allen, welche zu deren Gelingen beigetragen haben. Das Zusammengehörigkeitsgefühl werde gestärkt, wenn sich die Gemeinden an solchen Veranstaltungen beteiligten. Neben Wörth seien bisher Ausstellungen auch in Pettendorf, Pielenhofen, Thalmassing und Deuerling eröffnet worden. Weitere würden folgen, unter anderem in Wiesent. Es gelte, sich immer wieder solch schreckliche Kriege in Erinnerung zu rufen.

Die Bürger in Europa, so Tanja Schweiger, könnten sich über 70 Jahre Frieden freuen, man müsse aber auch etwas dafür tun, dass dies so bleibe.

Es gab anschließend einen Imbiss mit Wein aus Wörth. Bei einem Rundgang informierten sich die Gäste über folgende Themenbereiche des Ersten Weltkriegs: Vorgeschichte, Mobilmachung und Einberufung, Mangelwirtschaft, Frauen unterhalten die Familie und Kommunikation Front - Heimat, Tote, Kriegsheimkehrer und zivile Not und die Zeit nach dem Krieg.


[Rainhard Soller, Donau-Post]

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