Schlossfestspiele: Ein Nachmittag zwischen Klavierklängen und Puppenzauber
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Ein warmer Sonntagnachmittag im Rondellzimmer, draußen flirrt die Luft, drinnen warten kleine und große Gäste auf das, was gleich beginnt: „Der Karneval der Tiere“ – ein Figurentheater mit Klaviermusik, Handpuppen und einer Geschichte, die nicht nur Kinderherzen höherschlagen lässt. Ich bin nicht allein gekommen. Neben mir sitzt meine siebenjährige Tochter, die Beine baumeln, die Augen groß und erwartungsvoll. Es ist ihr Blick, der diesen Nachmittag zu etwas Besonderem macht.
Noch bevor die Musik erklingt, ist da dieses leise Knistern im Raum. Tania Schnagl, die Puppenspielerin, begrüßt das Publikum - und mit ihr die Handpuppe Lotte, ihre kleine Assistentin. Die beiden necken sich, lachen, stolpern charmant über französische Komponistennamen und machen aus dem Einstieg ein kleines Abenteuer. „Saint-Saëns“, übt Lotte, „Saucen“, kichert das Publikum.
Zuhause ist man beieinander
Dann beginnt die Reise. Die Klaviermusik von Angelika Plötz schwebt durch den Raum. Mit feinem Gespür und großer Spielfreude lässt sie die Melodien von Camille Saint-Saëns lebendig werden. Mal tänzelnd, mal geheimnisvoll, dann wieder voller Witz und Leichtigkeit, trägt sie die Geschichte, gibt den Tieren ihre Stimmen, malt mit Tönen Stimmungen und Farben in den Raum. Immer wieder wandern die Blicke der Kinder – auch die meiner Tochter – zum Klavier. Sie lauschen, wie die Musik das Brüllen des Löwen nachahmt, wie sie die Schildkröten zum Tanzen bringt oder den Kuckuck durch den dunklen Wald ruft. Die Puppen erwachen zum Leben: ein kleiner Löwe, der brüllen lernen will, Schildkröten, die Ballett tanzen, ein Känguru namens Amanda, das ein bisschen traurig wirkt. Meine Tochter lehnt sich vor, flüstert: „Warum ist das Känguru so traurig?“ – und schon ist sie mittendrin, mitfühlend, fragend, lauschend.
Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Der kleine Löwe büxt aus, verirrt sich im dunklen Wald. Der Kuckuck lockt, die Musik wird leiser, spannungsvoll. Ich spüre, wie meine Tochter die Luft anhält, als der Löwe nicht mehr nach Hause findet. „Hast du Angst?“, frage ich leise. Sie schüttelt den Kopf, aber ihre Hand sucht meine. Es ist diese Mischung aus Abenteuer und Geborgenheit, die das Figurentheater so besonders macht.
Zwischendurch blitzen immer wieder kleine Scherze auf, ein bisschen Quatsch, ein bisschen Unsinn - genau das, was Kinder lieben. Die Puppen streiten, lachen, bohren in der Nase, und immer wieder wird das Publikum einbezogen, darf raten, mitmachen. Als der kleine Löwe am Ende nach Hause findet, getragen von einem hilfsbereiten Schwan, ist die Erleichterung in die jungen Gesichter geschrieben. Die Geschichte endet nicht mit einem lauten Finale, sondern mit einem leisen, zufriedenen Lächeln.
„War das jetzt wie Schule?“, fragt Schnagl zum Schluss. „Nein“, sagt ihre Lotte, „das war spannend!“ Beim Verabschieden winkt meine Tochter den Puppen zu, ruft „Arrivederci!“ und lacht: Sie erzählt mir aufgeregt vom süßen Kängurubaby, will den Moment nochmals teilen. Ein erfrischendes Plappern, das in meinen Ohren klingt wie das Wasser des Springbrunnens auf dem Wörther Petersplatz: Zufrieden.
[Text: Wolfgang Karl, Donau-Post; Foto: Johann Festner]