Sonorer Applaus für graziles Gitarrenspiel

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Johann Festner war bei der Begrüßung sichtlich erstaunt von dem großen Publikum, das den Bürgersaal trotz Biergartenwetter und Fahnenweihen allerorten füllte. Offenbar hatte das angekündigte, vor allem lateinamerikanische Programm genau den richtigen Nerv im richtigen Moment getroffen - ein bisserl brasilianische Lebensfreude, ein bisschen mitteleuropäische Melancholie, abgebildet in herrlich vielschichtigen, oft dreistimmigen Kompositionen.


Genuss vom ersten Knacken der Saite an
Der K.i.W.-Seniormanager sagte das Trio, bestehend aus den Gitarristen Jürgen Faderl, Edgar Ocampo und Helmut Altmann, den stellvertretenden Leiter der Musikschule Wörth, an, indem er sich berichtigte: „O Trio Magico“ hatte es im Faltblatt geheißen, aber das war vielmehr der Name des Programms und eines darin vorkommenden Stücks. An der Stelle sei angemerkt, dass sich die Musiker auch mit diesem Bandnamen nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hätten. Andererseits wäre Faderl [richtig ist Altmann], der „gefühlte 100 Jahre in Wörth Gitarrenlehrer“ sei, viel zu bescheiden für einen allzu verschnörkelten Namen und hat derlei Zierrat auch gar nicht nötig. Sonando also – klingend – das beschreibt obendrein viel besser die große Stärke der drei Virtuosen, dass nämlich vom ersten Knacken der Saiten bis zu deren letzten Schwingungen das Instrument in all seinen Möglichkeiten erkundet wird. Die ausgewählten Stücke waren eine kleine Historie der modernen Konzertgitarre, die in ihrer heutigen Form erst im 19. Jahrhundert erfunden worden ist. Zeitleich mit der Gitarre wurden auch die Möglichkeiten zu Reisen immer größer und so wundert es nicht, dass die Gitarre sich zum mobilen, interkulturellen Instrument entwickelte. Am Beispiel eines Brasilianers, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland Musik studierte und mit dem „Berlin-(T)Rio“ in drei Sätzen südamerikanischen Bossa mit einem deutschen Marsch verknüpfte, zeichneten Faderl und seine Kollegen solche spannenden Lebenswege nach. Den Begriff Saudade erklärte Altmann als die Stimmung, mit der man eine nahezu beliebige Melodie zu einer „Sehnsuchtsvollen“ machen kann.


Den Blick aufs Meer als Spieltechnik begreifen
Zur Veranschaulichung schlug er vor, man solle sich ausmalen, wie der Blick ruhig aufs offene Meer hinaus schweift, und... es erklang das tatsächlich herzerweichend schöne Trio Magico.Mit Astor Piazolla „dem Erfinder des modernen Tango“ und seinem Escualo (der Haifisch) belegte das Trio Sonando, wie nach und nach Elemente der klassischen E-Musik von Maurice Ravel oder Igor Strawinski mit dem ebenfalls noch jungen Jazz verschmolzen und dass Hochkultur und Tanzbarkeit einander eben nicht ausschließen. Und diese Zeitreise wäre nach der Pause noch viel weiter gegangen - aber wir wollen auch nicht zu viel verraten und empfehlen stattdessen den Besuch eines Konzerts bei nächster Gelegenheit. Der reichliche Applaus der K.i.W.-Gäste war mehr als verdient. […]

[Text FRanz Nopper, Donau-Post, Foto Johann Festner]

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