Stadtgeschichten

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Durch den Pfarrgarten und hinter dem Kriegerdenkmal durch die Krankenhausstraße wanderte die Gruppe zur Südwestecke der Kreisklinik. Dort wartete der erste Überraschungsgast auf die Wanderer: Markus Schnagl spielte ihnen ein Stück auf der Trompete vor. „Und, wer hats erkannt?“, fragte Schütz. Die Antwort kam prompt: „Am Brunnen vor dem Tore“. Wie Schütz erklärte, habe sich ganz in der Nähe das Wörther Stadttor befunden, deswegen habe man gerade dieses Stück ausgewählt.

Wörth und die Musik

Dieses Mal stehe bei der Wanderung die Kunst im Fokus, sagte Schütz, und damit auch die Musik. Schnagl wiederum stehe als „Fast-Profimusiker“ für die Musik in Wörth. Auch sonst sei die Stadt der Musik verbunden, sagte der Bürgermeister, werde bald die Musikschule als Träger übernehmen. Musikschule und Stadtkapelle bildeten beide junge Musiker aus. Das Talent zum Musizieren habe nicht jeder, „ich zum Beispiel überhaupt nicht“, sagte Schütz. Umso wichtiger sei es, dass die gefördert würden, die es hätten.

Knapp 200 Meter weiter trafen die Wanderer beim Friedhof den nächsten Wörther Künstler. Richard Schönberger saß dort mit Skizzenbuch und Pinsel auf dem Parkplatz, „ganz zufällig“, wie Schütz augenzwinkernd sagte. Schönberger arbeitete gerade an einem Bild der Friedhofskapelle. Die habe keinen Eigentümer, sagte Schütz. Niemand wisse, wie das passiert sei, dass offiziell weder Kirche noch Kommune für die Kapelle zuständig seien. Um die Pflege der Kapelle kümmere sich jetzt vor allem die Kolpingfamilie.

Durch den Hohen Rain wanderte die Gruppe bis an die Mündung des Auwegs. Dort beginne die Straße der Denker, sagte der andere Josef, der Geschichtenerzähler Josef Schindler. Der alte Gärtner Max Völkl habe es dort nicht nur mit Salatköpfen, sondern auch mit den klugen Köpfen der Antike und Aufklärung gehabt. Seine Philosophen las er im Original und sinnierte dann auf dem von ihm „Straße der Denker“ genannten Auweg darüber. Völkls Sohn Karl sei dagegen kein stiller Philosoph, sondern ein Volksschullehrer „mit ganz eigenen Erziehungsmethoden“ gewesen. Der Kohlkopf habe sich bei ihm nicht nur im Sachkundeunterricht gefunden, sondern fächerübergreifend als Bezeichnung für Buben und Mädchen gleichermaßen. „In seinen Schimpftiraden machte er keinen Unterschied der Geschlechter“, erzählte Schindler. Karl Völkl habe sich auch beim Roten Kreuz engagiert: „Manche verdanken seiner Eile möglicherweise ihr Leben.“ Bei einem Patienten sei das sogar ziemlich sicher. Der habe nämlich wegen Völkls Fahrweise im Rettungswagen einen Hühnerknochen wieder ausgehustet, an dem er zu ersticken drohte.

Mehr Wald, als man zunächst denkt

Jetzt wurde es anstrengend. Die Gruppe überquerte die Straubinger Straße und wanderte dann durch die Hungersdorfer Straße und Am Königsberg nach oben. Die Aussicht auf die Donauauen nutzte Schütz für einen Hinweis: Wörth schaue auf den ersten Blick nicht danach aus, sei aber dank der Hügel des Vorwalds eine der waldreichsten Kommunen im Landkreis. Jetzt stimme das sogar noch mehr als früher, denn in der Wörther Au seien in alten Aufzeichnungen überhaupt keine Bäume nachgewiesen. Dass sie auch dort mittlerweile wüchsen, liege am Donauausbau, sagte Schütz. Büsche und Bäume begrenzten die Felder, die dort nach dem Ausbau angelegt wurden.

Nach einem „Werbeblock“ – Schindlers Kindheitserinnerungen an den Wörther Schlossbitter – ging es den Hochberg hinab. Ein Stück durch den Wald, einmal über den Perlbach, und die Gruppe fand sich an der Mittelschule wieder. Von dort zogen die Wanderer weiter zur Schußhütte und dann zum Petersplatz. Bei der vorigen Stadtwanderung sei es um Wörther Kleinode gegangen, sagte Schütz. Der Petersplatz sei ein bisschen das Gegenteil eines Kleinods. „Jetzt rede ich eigentlich gegen mich selber“, sagte Schütz. Denn die Stadt hätte beim Petersplatz aus heutiger Sicht einiges besser machen können, zum Beispiel mehr Grün- und weniger versiegelte Flächen einplanen. Jeder Quadratmeter Fläche, der versiegelt werde, gehe der Natur ab und senke den Grundwasserspiegel. Umso wichtiger sei, dass jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten mithelfe und zum Beispiel die Einfahrt auf dem Grundstück nicht asphaltiere.

Auf den Glockenschlag zwei Stunden nach dem Aufbruch kam die Gruppe wieder am Kirchplatz an. Schütz verabschiedete die Wanderer und wies darauf hin, dass es eigentlich die letzte Ausgabe der Wörthlichkeiten werden sollte. Aber mal schauen, vielleicht falle ihnen noch eine bisher nicht begangene Route ein.

[Text: Maximilian eibl, Donau-Post]

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