Stadt(ver)führung: Wald, Wasser, Biber - wie sich die Natur verändert

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Stadt(ver)führung: Wald, Wasser, Biber - wie sich die Natur verändert

Was hat der Wald mit der Kultur zu tun?

Landschaftspfleger Josef Schütz führte eine interessierte Gruppe durch die Gegend

Was hat der Wald mit Kultur zu tun?, fragte Natur- und Landschaftspfleger Josef Schütz zu Beginn der Naturwanderung „Wald, Wasser, Biber - wie sich die Natur verändert“, im Rahmen der Veranstaltungsreihe von K.i.W. - Stadt(ver)führung - sowie der Regensburger Vorwaldwiesen am Sonntagnachmittag, die von zahlreichen Naturliebhabern angenommen wurde. Die Aktivitäten des Bibers im Gschwelltal, die Mühlen entlang des Perlbaches, der Stellenwert der Artenvielfalt und die Schärfung der Sinne standen im Vordergrund der Exkursion.

„Und kaum umfängt mich seine duft’ge Stille“, würdigte Goethe die Heilkraft des Waldes in seinem Gedicht „Doktor Wald“. „Dichter und Denker widmeten dem Kraftort Wald stets großes Augenmerk in Balladen, Gedichten und sagenumwobenen dunklen Geschichten“, löste Schütz das Rätsel. War der Wald auch stets Rückzugsort für Tiere, wie Luchs, Bär und Wolf, so hat man bei uns den natürlichen Feinden des Bibers ihre Lebensgrundlage genommen und das Nagetier kann sich unbekümmert vermehren. „Für die Artenvielfalt ein Segen, für die Landwirtschaft ein Fluch. Im Geschiebe vor dem Biberdamm treffen zahlreiche Amphibien, wie Lurche, Salamander und Schlangen optimale Lebensbedingungen an, diese bieten wiederum Nahrung für viele Vogelarten. Auch Fische finden ruhige Laichplätze vor“, zieht der stellvertretende Bürgermeister Bilanz.

Seltene Insektenarten

Auch im liegenden und stehenden Totholz, das der Biber hinterlässt, lebt eine große Anzahl von oft seltenen Insektenarten, berichtet er weiter. Die sechs bis acht Biber, denen im Gschwelltal eine Heimat gegeben wird, stammen aus dem Bereich der Donauauen, in denen er auf den landwirtschaftlichen Flächen immer wieder große Schäden anrichtet. „In diesem Bereich wollen wir ihn nicht haben“, unterstreicht der Landschaftspfleger den Standpunkt der Stadtverwaltung. Dank richte sich hier auch an Stefan Kett, der durch den Verzicht der pachtenden Fläche für seine Rinderhaltung, die ökologisch hochwertige Fläche mit rund 200 verschiedenen Pflanzenarten einem Projekt des Landratsamtes zur Verfügung stellt. „Hier soll eine Durchzugsmöglichkeit geschaffen und Schmetterlingen und Faltern Lebensraum geboten werden. Auch die Sportanlage trocknet dann besser ab“, berücksichtigt er sämtliche Bereiche des Miteinanders und verweist mit einem schelmischen Lächeln auf die billigsten Landschaftspfleger, dem Oberpfälzer Rotvieh, im Besitz von Stefan Kett, das sich wiederkäuend von der Gruppe bestaunen ließ.

Ehemalige Mühlen

Weiter führte der Weg an vier der sechs ehemaligen Mühlen vorbei, der Gschwellmühle, Bierschneidermühle, Heitzermühle und Marklmühle. Die Sand- und Hofmühle befinden sich im Stadtbereich. Oftmals erinnern nur noch verwachsene Wege und Hofeinfahrten an die Betriebe. „So schnell holt sich Natur ihren Teil wieder zurück“, riefen sich die Teilnehmer ins Bewusstsein. Immer wieder wies Schütz auf am Wegerand blühende Pflanzen, wie kriechende Günsel, Vergissmeinnicht und Ehrenpreis, hin, bezeichnete deren Merkmale und Verwendungsmöglichkeiten.

„Um die Sinne zu schärfen und zur Ruhe zu finden, stellt euch hin und nehmt alle Eindrücke in euch auf“, forderte er die Gruppe auf. Das fröhliche Flöten einer Amsel war zu vernehmen.

Herrliche Aussicht

Eine herrliche Aussicht, soweit das Auge reicht, bot sich auf der Anhöhe über Vorderzirnberg in Richtung Blindfenster, Lerchenhaube und die Donauebene. Schütz berichtete über den sandigen humusarmen Boden und die früher hier ärmliche Gegend, so auch der Ursprung verschiedener Ortsbezeichnungen wie Hungersacker. Weiter kreuzten die Teilnehmer den europäischen Fernwanderweg und den Goldsteig, dem ehemaligen Salzhandelsweg, bis sie nach guten zwei Stunden das Ziel Weihern erreichten. Nach einer Stärkung im Gasthaus am See in Weihern wurde der kostenlose Bustransfer der Firma Piendl dankend angenommen.

[Beate Geier, Donau-Post]

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