Tom Bauer: Grimminelle Gschichten

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Tom Bauer: Grimminelle Gschichten
Tom Bauer: Grimminelle Gschichten

Schon als Kind wurden ihm von seiner Mutter allabendlich die Märchen der Gebrüder Grimm vorgelesen. Und zwar aus einem solch dicken Schmöker, dass der Junge jedes Mal befürchtete, erschlagen zu werden, wenn das Buch aus dem Regal über dem Bett geholt wurde. Doch auch inhaltlich hielt Tom Bauer nicht viel von den Gute-Nacht-Geschichten: “Da hörst du am Abend noch von Schneewittchen, die einen vergifteten Apfel essen soll, und am nächsten Tag wird dir wieder erzählt, dass Obst gesund ist!”

Bis heute stellt der 37-jährige Mundart-Buchautor die Logik der Märchen infrage: Wie konnten Hänsel und Gretel geschlagene drei Tage im Wald umherirren, wählen aber, nachdem sie die Hexe verbrannt haben, urplötzlich den kürzesten Weg nach Hause? Wie kann Rotkäppchen so dumm sein und den Wolf nicht erkennen, vor dem die Mutter extra noch gewarnt hat? Und warum küsst der Prinz das seit 100 Jahren schlafende Dornröschen, das ja schon total verstaubt und modrig sein musste?

Buch wurde zu einem Riesenerfolg.

Mit seinem Werk “Grimminelle Gschichten” sorgt Tom Bauer für Aufklärung. Humorvoll interpretiert er sechs der bekanntesten Märchen. Die Texte sind gereimt, modernisiert und vor allem bairisch. Am Ende seiner Erzählungen gibt es zudem immer eine Moral, die den Leser oder auch Zuhörer zum Nachdenken anregt. So solle man immer brav und fleißig in die Schule gehen, denn das hübsche, blonde Rotkäppchen, das in Bauers Version zwar tolle Markenkleidung wie eine rote Kappe von “Hugo Boss” trägt, ist so dumm, dass es den Wolf nicht von einer Katze unterscheiden kann. Letztendlich hat das Mädchen auch später weniger beruflichen Erfolg.

Tom Bauers bisher einziges Buch ist ein Riesenerfolg. Auch seine Veranstaltungen sind immer gut besucht. “Mit ,Grimminelle Gschichten' trete ich mittlerweile nur noch selten auf”, berichtet der gebürtige Moosfürther. So hatten die Wörther am Samstag die Möglichkeit, im Rahmen von “K.i.W.” seine Vorführung zu besuchen. Gebannt lauschten sie seinen Worten, wenn Bauer aus seinem Buch vorlas.

“Ältere Damen mit Orangenhaut”

Doch er beherrscht auch das Musizieren am Klavier sehr gut, so dass er zwischendurch auch angenehme Instrumentalstücke einbaute. Hierbei gehörte zu jeder Darbietung, wie “Früh am Morgen”, “Lätta auf Brot” oder “Froschenkel”, wiederum eine kleine Geschichte. Bauer sorgte auch mit kurzen Gedichten für amüsante Erkenntnismomente. So kam er auf den Begriff “Altweibersommer”, als er im Freibad nur noch ältere Damen mit Orangenhaut sah.

[Text: Ines Gall, MZ]

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