Triumphaler Erfolg für die Wörther Passion

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Triumphaler Erfolg für die Wörther Passion

Kultureller Höhepunkt des Jahres: Das von Peter Wenk komponierte und von Michael Herrschel mit Text versehene Werk wurde am Sonntag erstmals aufgeführt.

„Wer ist er nur, dieser wunderliche Mensch?“: So fragt sich das jüdische Volk, als Jesus vor dem Richter steht. Mit eigenen Worten erzählt Michael Herrschel die biblische Leidensgeschichte nach, in schnörkelloser Sprache und kurzen, doch eindringlichen Sätzen. In wenigen schlaglichtartigen Szenen konzentriert der in Nürnberg ansässige Dramaturg das Geschehen der Karwoche, wobei er auf den traditionellen Evangelisten und klare Rollen, die des Christus ausgenommen, verzichtet und stattdessen Handlung wie aus ihr resultierende Botschaft in einem vielfältigen Geflecht wechselnder Stimmen entfaltet.

Die in Zusammenarbeit zwischen Herrschel und dem aus Regensburg stammenden Komponisten Peter Wenk im Auftrag der Stadt Wörth an der Donau geschaffene „Wörther Passion“ fand nun in der dortigen Pfarrkirche St. Petrus vor einem zahlreichen, am Schluss anhaltend applaudierenden Publikum ihre Uraufführung. Klaus Wenk, der als Mitglied von Singer Pur und Stimmwerck bekannte Sänger studierte das Werk seines Bruders ein und präsentierte sich bei der Uraufführung erstmals als Dirigent, der die Massen der Ausführenden sicher durch die Partitur führte.

Ein eigenwilliges Instrumentalensemble mit drei tiefen Streichern, Klarinette, Blechbläsern, Schlagwerk und Orgel hat Peter Wenk für seine Komposition gewählt. Eine dem Libretto angemessen lapidare Sprache entwickelt seine Komposition, die auf alle polyphonen Kunstmittel verzichtet. Sie stellt den meist einstimmigen Textvortrag in den Vordergrund, während die Instrumente die einzelnen Bilder grundieren, ausmalende Effekte hinzufügen und allenfalls in ihren eigenständigen Beiträgen minimalistische Texturen weben. Arvo Pärts Sakralmusik scheint da, etwa in den Streichersätzen des „Prologs“, manchmal nicht weit.

Der Wörther Kirchenchor, verstärkt durch Mitwirkende aus der Region, zeigt sich in seinen monodischen, nur gelegentlich aufgefächerten oder akkordisch verbreiterten Partien sicher, wobei Sängerinnen und Sänger vor allem rhythmisch aufs Höchste gefordert werden. Grandios gelingen ihnen auch die reinen, das erregte Durcheinanderreden des jüdischen Volks illustrierenden Sprechchöre. [...]

„Vater, Mutter? Warum weint ihr? Wer war der Mann?“ Aus der Perspektive eines fragenden Kindes (bei der Uraufführung dargestellt von Elias Wenk) lässt Librettist Michael Herrschel die Ungeheuerlichkeit der Kreuzigung Jesu auf Golgotha scharf hervortreten. Fragen bleiben offen, auch im Epilog des Chores: „Begreifen wir so spät sein altes Wort von Liebe und Vergebung?“. Entsprechend versagt sich Komponist Peter Wenk einen triumphalen Schluss: In ein breit harmonisch entfaltetes F-Dur scheint seine Musik zunächst versöhnend einzumünden, doch dann biegt er diese Entwicklung ab und lässt als Antiklimax die Instrumente einen zarten, wenn auch hoffnungsvoll bleibenden Ausklang bilden.

[Text: Gerhard Dietel, MZ; Bilder: Christoph Hollender, MZ]

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