Und der Wind schreckt die zitternden Gräser

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Josef Fendl liest. Im Hintergrund ein Bild vom Schindler-Stadel

Das Vorhaben, die Literatur mit Landschaften im „Schindler-Stadl“ miteinander zu verbinden, konnte leider wegen des Regens nicht umgesetzt werden, bedauerte der bekannte Wiesenter Liedermacher Ali Stadler. Doch bei seinem einfühlsamen Gitarrenspiel konnten sich die vielen Zuhörer die Landschaften trotzdem gut vorstellen. Stadler sang eingangs davon, wie man von der Ruhe, die man an der Donau findet, noch lange zehren kann, und wie man an ihren Ufern die Zeit vergisst. Auch ein Lied über ein Bild des Wiesenter Malers Karl Anton Hudetz und Texte des Autors Josef Fendl hatte er, in eigenen Kompositionen vertont, mitgebracht. 

Josef Fendl liest gut und gerne aus seinen Texten vor und brachte das Publikum zum Lachen. Als er Redakteur des Straubinger Kalenders gewesen war, seien leider 80 Prozent aller eingeschickten Texte Gedichte gewesen. „Die Leut’ können dichten, des möchtest nicht glauben“, sagte er kopfschüttelnd. „Da standen Sätze wie: ‚Im Wald, da stehen Bäume‘ und ‚Im Winter schneit es‘.“ Aber in Zukunft könnten diese Informationen wegen der Klimaveränderung vielleicht doch noch relevant werden, meinte Fendl: „Im Wald das standen Bäume und im Winter schneite es.“ Fendl las die Geschichte vor, wie er zum ersten Mal in seinem Leben die Alpen gesehen habe und wie sein Vater einen großen Stein auf dem Feld sprengte. „Das war der erste Eingriff in die Natur, den ich als Kind mitbekommen habe.“ Und die Geschichte, wie über einem Wanderweg ein Gewitter aufzieht und sich die Farnblätter ängstlich zusammenrollen. Das Zwitschern der Vögel, Plätschern des Wassers und das Brummen der Insekten machten die Stille erst hörbar.

Zu Fendls „Herbstabend am Hirschenstein“ hatte Ali Stadler ein Lied geschrieben, darüber, wie der späte Wanderer in die raschelnde Gasse zwischen den Pflanzen eintaucht und der Wind die zitternden Gräser aufschreckt.

In seiner Kindheit habe er die Unromantik der Bauernarbeit kennengelernt, erzählte Josef Schindler. Er las vor, wie sein Vater beim Arbeiten verbotenermaßen fluchte und dass man an den Disteln im Feld erkennen könne, dass es mit dem Paradies des Herrn vorbei sei. Auch einen Text über den Wörther Helden Alois Schmelz hatte er mitgebracht, welcher im Zweiten Weltkrieg bei der Übergabe der Stadt an die Amerikaner als eine Art Friedens-Geisel herhalten musste. Derzeit bereitet Schindler ein eigenes Buch vor.

Friedrich Brandl las Gedichte aus seinem Buch „Inmitten meiner grünen Insel“ vor, in dem er von seinem Garten und den Kindheitserinnerungen schwärmt, die er mit ihm verbindet. Um diese kleine Landschaft drehten sich die meisten seiner Gedichte, sagte er. Er sei aber auch ein leidenschaftlicher Fußgänger und viele seiner Geschichten drehten sich um die Regionen, die er bei seinen Streifzügen bereits erleben konnte, darunter den bayerischen Wald, Paris und Périgord in Frankreich, Prag und das Vilstal in der Oberpfalz.

[Donau-Post, Werdin]

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