Von „Wiad“ bis „Oudorf“
Eingetragen am
Bei seinem Vortrag über die dialektalen Ortsnamen im Landkreis Regensburg stellte Janka zwei Projekte vor, an denen er mitarbeitet. Unter dem Titel „Historische Ortsnamen Bayerns: Regierungsbezirk Oberpfalz“ haben seine Kollegen und er für jeden Ortsnamen einen Eintrag angelegt – online abrufbar unter www.geschichte-bayerns.de/ortsnamen. Dort finden sich für jeden Ortsnamen historische Schreibformen aus alten Urkunden, die mundartliche Aussprache als Tonaufnahme und in der Lautschrift, eine Namenerklärung und weiterführende Literatur. Die Audioaufnahmen stammen aus einem weiteren Projekt, bei dem Dialektsprecher aus ganz Bayern die Ortsnamen eingesprochen haben.
Zinzendorf nach einem gewissen Dietricus benannt
Da man sich in Zinzendorf versammelt hatte, erklärte Janka zunächst den Namen des Ortes selbst: Er bedeutet „Siedlung (Hof, Dorf) des Zinzo“. Ortsnamen bestehen meist aus einem Grundwort, hier „Dorf“, und einem Bestimmungswort, in diesem Fall „Zinzen“. „Zinzo“ war im Althochdeutschen ein Personenname; im Ortsnamen tritt er in der Genitivform „Zinzen“ auf. Bereits um 1180 bis 1184 wird ein „Dietricus von Cincendorf“ urkundlich erwähnt.
Warum diese alten Schreibweisen wichtig sind? „Die Ortsnamen haben sich manchmal weit von ihrer ursprünglichen Form entfernt, neuere Varianten haben ältere ersetzt oder der Dialekt hat ganz eigene Formen bewahrt“, sagte Janka. Die schriftlichen Belege seien daher wertvolle Hinweise für die Namenserklärung. Allerdings hätten die Schreiber die örtliche Aussprache oft nicht gekannt – und den Namen nach eigenem Sprachgefühl niedergeschrieben. So erscheint „Pfrawa“, um 1120 bis 1140 als „Pfrumbom“ (bairisch-althochdeutsch für „Pflaumenbaum“). Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich jedoch der von den Schreibern interpretierte Wortbestandteil „Bach“ in Pfraumbach durch. Auch andere Ortsnamen erklärte Janka anschaulich. In Wörth wohnen die Einwohner „z’ Wiad“, während man in Regensburg sowohl die Donaustadt als auch den Oberen Wöhrd als „Wead“ ausspricht. Hungersacker hat nichts mit leerem Magen zu tun, sondern geht wohl auf die „auf Ackerland gelegene Siedlung des Hunger“ zurück – wieder ein Personenname. Und in Oberachdorf (das „Ober“ wurde erst später ergänzt) entwickelte sich das alte „Achdorf“ zu „Oudorf“, wobei „Ach“ im Mittelhochdeutschen „ahe“, also „Fluss“ oder „Wasser“, bedeutet.
König Ludwig – und sein Wunsch von „Bayern“
Neben den Ortsnamen erfuhren die Zuhörer sprachgeschichtliche Details: Dass im 12. Jahrhundert das „t“ im Bairischen zu „d“ wurde. Dass König Ludwig einst festlegte, „Bayern“ mit „ay“ zu schreiben – während „Bairisch“ das ganze bairische Sprachgebiet von Altbayern bis Südtirol bezeichnet. Und dass Sprache sich ständig wandelt, beeinflusst von Prestige, Nachbarschaft, Kriegen und neuen Sprachkontakten.
Das Publikum applaudierte nach dem Vortrag. Viele blieben noch, um weiterzufragen oder eigene Ortsnamen zu diskutieren – ein Zeichen dafür, dass die Geschichte unserer Heimat eben auch in ihren Namen weiterlebt.