Bauerkeller

Im Biergarten des Bauerkellers saß ich 1958 nach dem Festgottesdienst als Taferlbub des Patenvereins Oberachdorf und wurde von den Feuerwehrleuten immer wieder gefragt, ob ich noch Bratwürstl mag. Ich schüttelte den Kopf, weil ich den Mund voll hatte, würgte die zehnte Bratwurst runter und sagte dann schnaufend: „Na, sunst moue speibm.“ Die freundlichen Feuerwehrleute lachten und feuerten mich an: „Oane geht scho no.“ Saß ich am Sonntag manchmal mit meinem Vater im Biergarten, also im Bauerkeller, hörte man aus der Kegelbahn oft das rumpelnde Rollen der Kugeln und dann das helle Krachen, wenn die Kugel in die Kegel fuhr.

Wohl ab den 50er Jahren, vielleicht auch schon früher, fand am Kriegerdenkmal am Volkstrauertag eine Ehrung für die Gefallenen der Weltkriege statt. Der Janker Fere hat sich mit seiner Böllerkanone immer am oberen Eingang zum Biergarten des Bauerkellers positioniert und das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ mit drei Böllerschüssen begleitet. Der Verfasser dieser Zeilen, damals jünger als 10 Jahre, erschrak bei den Schüssen und musste selber schlucken, wenn er vereinzelt Frauen weinen sah, die im 2. Weltkrieg ihre Männer oder Söhne verloren hatten. Das alles hat der Bauerkeller erlebt, aber natürlich noch viel mehr.

Man hat Wirtshaus und Biergarten nicht nur Bauerkeller genannt, sondern man ging „zum Bauer-Bindda ausse“. Der Pächter des Bauerkellers hieß Bauer und war von Beruf Faßbinder.

© 2021 Josef Schindler

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