Die "Rutsch'n"

Dicht drängen sich die Partygäste aneinander, lachen ausgelassen, stoßen ihre Gläser aneinander. Durch die Tür kommt man kaum mehr, die dicken Winterjacken an den überquellenden Kleiderhaken versperren den Durchgang.

Gasthaus Rutschn

Da nimmt man lieber gleich den Weg über die lange Treppe an der Rückwand des Gebäudes und schleicht sich durch den Hintereingang vorbei an den Klos - der ohnehin schnellere Weg in die Rutschn nach dem Wörther Christkindlmarkt. Auch wenn schon einige Glühwein getrunken wurden, viele Gäste drückt es trotzdem noch „ein Heisl weiter“. „Wann geh’ ma denn jetzt in d’Rutschn?“, hört man an diesem Abend wohl an jeder Ecke.

Und nicht nur die Jungen drückt es in die Rutschn. Auch die Junggebliebenen, die jetzt noch gerne in dem kultigen Wirtshaus feiern, trinken, und ratschen, findet man dort nach dem Christkindlmarkt. Erklärungsbedarf zur Rutschn gibt es wohl keinen, alle Wörther - und auch die Nachbargemeinden - wissen, was die Rutschn ist und wo sie ist. Und jeder kann minimum eine Geschichte davon erzählen, was sich dort schon ereignet hat. Oder kann sich vielleicht auch nur noch vage daran erinnern, denn in der Rutschn gilt: Nüchtern geht hier keiner heim. Zumindest haben das noch nicht viele geschafft.

Geburtstage, Weihnachten, Fasching – wahrscheinlich alles wurde hier schon gefeiert. Ausgiebig gefeiert. Und angebandelt wurde in der Rutschn, wenns sein muss auch mal quer über die Bar. Auch wenn Versuche wie „He, wie schautsn aus mit uns zwoa?“ mit einem freundlichen „Ja, i hob eigentlich oan“ abgeblockt wurden, ließ sich der junge Herr nicht irritieren. „I seg na aber ned“, antwortete er nur mit einem schiefen Lächeln und schlief schon kurz darauf mit dem Kopf in den verschränkten Armen auf der Bartheke ein. Aufpassen muss man, mit wem man anbandelt in der Rutschn. Dadurch, dass sich halb Wörth nach dem Christkindlmarkt in die kleine Boazn quetscht, entstehen auch mal schnell Gerüchte.

[Text: Felicia Lohmeier]

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