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Die Sehnsucht, daheim zu sein

Monika Drasch präsentierte „Oh Maria Heimatland“ in der Stadtpfarrkirche

Viel Zeit ist vergangen, seit den krachert rebellischen Auftritten des Bayrisch Diatonischen Jodelwahnsinns. Monika Drasch, die Frontfrau mit der grünen Geige, hat sich enorm weiterentwickelt. Sie präsentiert mit ihrem aktuellen Programm „Oh Maria Heimatland“ zwar immer noch bayrische Protestsongs, wählt dafür nun aber einen meditativen, sakralen Ton. Das Konzept ging beim K.i.W.-Konzert am Sonntag in der Pfarrkirche voll auf.

Es geht nicht um Pomp, sondern um Würde

Mit Monika Drasch auf der Bühne, pardon, im Altarraum, stehen oder sitzen an diesem Abend der Gitarrist Johannes Öllinger, der Sänger und Organist Thomas Frei sowie Gerd Holzheimer; Erzähler, Autor und langjähriger Freund von Monika Drasch, mit dem sie bei unzähligen Spaziergängen rund um den Ammersee über die Bedeutung der Gottesmutter Maria für das tägliche Leben philosophiert hat.

Marienprogramme sind gewissermaßen die Königsdisziplin der Kirchenmusik. Vom Ave Maria bis zum Magnificat wetteifern berühmte Knabenchöre und Orgelvirtuosen um die pompöseste und verklärendste Aufführung. Dass es bei der Marienverehrung wohl eher ums Gegenteil geht, um Bescheidenheit und Demut, und dass darin so viel mehr menschliche Würde liegt, das demonstrieren Drasch und Holzheimer mit viel Einfühlungsvermögen. Dudelsack und Gregorianischer Choral, dann Geige und Orgel im Duett, schließlich ein Landler mit Blockflöte und Gitarre bis hin zum Jodel-Kanon für alle zum Mitsingen – es braucht oft nur ganz wenig, um ganz viel zu bedeuten.

Eine Mutterfigur neben der eigenen Mutter

Das beginnt schon mit der Geschichte von Holzheimers Großmutter: Für ihn war sie „eine Mutterfigur neben der Mutter, eine Göttin des Herdfeuers, die immer da war und auf deren Holzofen jederzeit ein Topf mit Kartoffeln stand“. Sie bot ihm und den anderen Kindern der Familie „die drei wesentlichen Dinge im Leben: Wärme, Essen und Anwesenheit.“ Dieses Urvertrauen endete auch nicht mit dem Tod der Oma, sie ist für Holzheimer nicht gestorben, sondern „in den Himmel hinaufgewachsen“. Was sie zu Lebzeiten bedeutete, gilt ewig fort.

Die Besinnung aufs Wesentliche, auf die Geduld und die Beharrlichkeit, verknüpfte Drasch gleich mit mehreren politischen Gedanken. Zum einen sei Geduld ja auch ein „Friedensgedanke“, der in einer aufgehetzten Zeit wie der unseren viel zu kurz komme. Von Maria zu lernen, vielleicht auch von Josef oder der heiligen Anna gebe Kraft für den Alltag. Eine Kraft, die Drasch auch allen frisch gewählten Pfarrgemeinderäten wünschte, die sich ebenfalls nicht beirren lassen und für alle anderen da sind.

Warum gibt es keine weibliche Dreifaltigkeit?

Umgekehrt sparte Drasch nicht mit Kritik an der kirchlichen Obrigkeit. Sie habe bei einem Treffen der Bewegung Maria 2.0 eine ganz andere Art „Frohe Botschaft“ gehört, „wo es nicht um Schuld und Angst geht, sondern um ein Miteinander auf Augenhöhe. Auf dass sie den hohen Würdenträgern ein bisserl Demut schickt“, stimmte sie ein weiteres Marienlied an.

Viele noch weit tiefere Ideen konnte man mitnehmen von diesem Abend, etwa die Frage, warum in der heiligen Dreifaltigkeit die Mutter Gottes nicht vorkommt. Und, dass es andere, weibliche Dreifaltigkeiten gibt im bayrischen Volksglauben, an denen sich zu orientieren ebenfalls lohnt: Anna Selbdritt, also die Mutter Marias, Maria selbst und das Jesuskind. Auch sie bilden eine Einheit, ebenso wie die drei heiligen Madln Barbara, Magdalena und Katharina. Und dass die universellen Tugenden Fides, Spes und Caritas – Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe zunächst mit Weiblichkeit assoziiert werden, das könnte bereits ein männlich-chauvinistischer Denkfehler sein. Sich mit Maria zu befassen, führt einen immer wieder auf einen selbst und sein Verhältnis zur Welt zurück.

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[Text Franz Nopper, Donau-Post; Bild Johann Festner]

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