Die große Fabrikhalle der Ziegelei Senft war am Freitag Schauplatz eines außergewöhnlichen Konzerts. Im Rahmen der Musikbrücke 2015 waren die beiden hochkarätigen Musikerinnen Edita Keglerová (Cembalo) und Ivana Bilej Broukova (Sopran) nach Wörth gekommen, um das Publikum in den Bann der Barockmusik zu ziehen.
Und die Kombination aus alter Kammermusik und roher Industrieromantik kam beim Publikum an. Die leichten, fröhlichen Klänge des Cembalos, einem Vorgänger des Hammerklaviers, erzeugten eine wilde Harmonie, die die Gäste zu schätzen wussten und mit ausgiebigem Applaus honorierten.
Im Vorfeld der Veranstaltung war sich Johann Festner [...] noch nicht sicher, wie viele Besucher sich anlocken lassen. Letztendlich zeigte er sich mit der gut gefüllten Halle, in der es nur noch wenige freie Plätze gab, sehr zufrieden.
Die Konzertreihe ist Teil des grenzüberschreitenden Programms, das von Pilsen als Kulturhauptstadt 2015 ausgeht. Auf bayerischer Seite organisiert das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee die Beiträge.
An interessanten Schauplätzen
Hans Eibauer, Leiter des CeBB, erklärte den Gästen, warum man sich ausgerechnet für eine Ziegelei als Veranstaltungsort entschieden hatte. “Ziel war es, Konzerte an interessante Schauplätze zu bringen. Barock und Industrie sind untrennbar mit der Stadt Pilsen verbunden”, so Eibauer.
Tatsächlich erlebte die westböhmische Metropole während des Barocks einen Aufschwung. Die bedeutendsten Künstler und Architekten der Epoche kamen in die Region und verewigten sich mit pompösen Klöstern und Schlössern, die die Landschaft bis heute prägen. Heute spielt in Pilsen die Industrie, deren Aushängeschild die Skoda-Werke sind, eine herausragende Rolle. Der Kontrast zwischen diesen beiden Einflussfaktoren spiegelte sich in Wörth hervorragend wider.
2010 erhielt Pilsen den Zuschlag als Kulturhauptstadt, und das Team des CeBB machte sich auf die Suche nach geeigneten Veranstaltungsorten auf bayerischer Seite. “Wir haben Ideen entwickelt, die sich umsetzen lassen, und da ist die Stadt Wörth auf dem Schirm aufgetaucht”, sagte Hans Eibauer.
Der Unternehmer räumte aus
Auch Hans Festner ließ sich schnell für das Vorhaben begeistern: “Für uns war klar, dass wir an der Musikbrücke teilnehmen wollen. Da haben wir kurzerhand bei der Familie Senft nachgefragt, ob die Halle zur Verfügung steht.”
Für Edita Keglerova und Ivana Bilej Broukova war es ebenfalls außergewöhnlich, zwischen Lattenspeichern und Förderbändern aufzutreten. Bewusst entschieden sie sich, Teile des Werks von Georg Anton Benda zu spielen. Anlässlich des 220. Todestages des böhmischen Komponisten, der in einem Atemzug mit Mozart genannt werden kann, wählten sie Sonaten, Sonantinen, galante Lieder sowie die Kantate Cephalus und Aurora aus. Letztere entstammt den Ovidien, einem Werk der römischen Mythologie, und beschreibt eine verpasste Chance.
Die Geschichte erläutert
In hervorragendem Deutsch fasste Ivana Bilej Broukova die Geschichte zusammen. “Aurora will ihren Geliebten aufwecken. Sie schafft es aber nicht, und als er aufwacht bemerkt er, dass es zu spät ist”, sagte die Sopranistin.
Und die tschechische Künstlerin ergänzt: “Das soll uns daran erinnern, den Moment nicht zu verpassen und ungenutzt verstreichen zu lassen”, fordert sie die Gäste auf.
Weitere Informationen sind verfügbar unter www.bbkult.net
[Sebastian Schmid, Wörther Anzeiger]